Gott­sucher

Be- und Erkenntnisse eines Spätbekehrten

Was ist Glaube?

Donnerstag, 18. Juni 2020

Woher kommt unser Glaube? Kommt es auf die „Größe“ unseres Glaubens an? Und was, wenn wir meinen, nicht genug Glauben zu haben?

Als ich damit begann, mich regelmäßiger mit der Bibel zu befassen, fiel mir auf, dass Gott „Sein Wort“ anscheinend gerne dazu benutzt, um mir Zeichen und konkrete Antworten auf Fragen zu geben. Zum Übersichtsartikel…

Donnerstag, 18. Juni 2020

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

– Hebräer 11,1 –

Wenn Gott mir einen Bibelvers unabhängig voneinander mehrmals kurz hintereinander „zeigt“, wann will er mir damit üblicherweise etwas sagen. Obiger Bibelvers begegnete mir heute früh zweimal im Abstand von 30 Minuten:

6:34 Uhr

Im Lehrtext (d.h. dem 2. Vers) der heutigen Tageslosung:

Noah tat alles, was ihm Gott gebot. (1. Mose 6,22)

Es ist der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. (Hebräer 11,1)

Tageslosung für Donnerstag, den 18.06.2020

Gehört hatte ich diesen Vers schon öfter, also nichts Besonderes!?

7:04 Uhr

Am Ende der einzelnen „Lektionen“ meines Bibelleseplans (Tim Ruthven: Edelsteine) befindet sich immer ein Merksatz oder -vers, der eingeleitet wird mit Ein Edelstein für heute: – so auch in der heutigen NT-Lesung für den 30. August (ich folge jedoch meinem eigenen Zeitplan):

Ein Edelstein für heute: „Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebr. 11,1)

Tim Ruthven: Edelsteine – Tägliche Stille Zeit – Neues Testament, Kapitel „30. August“

„Aha, Gott, willst Du mir was sagen?“, dachte ich. Wie gesagt, gehört hatte ich diesen Vers schon öfters und auch schon oft darüber nachgedacht. So wirklich befriedend fand ich diese Aussage allerdings noch nie… Klar, am Anfang glaubt oder vertraut man, aber irgendwann will man doch auch Resultate sehen! Ich will mir doch nicht nur etwas einreden, um mich im Moment vielleicht etwas besser und zuversichtlicher zu fühlen. Es geht doch nicht um Psychologie, sondern um eine persönliche Beziehung zu einem real existierenden Schöpfer – so zumindest die Grundannahme!

Auf die Größe kommt es an?

Kürzlich unterhielt ich mich mit S. darüber, welche Rolle eigentlich unser Glaube spielt, z.B. wenn wir um Heilung für uns oder andere beten. Im NT sagt Jesus an vielen Stellen: „Dein Glaube hat dich geheilt.“ Bedeutet das im Umkehrschluss, dass wir nicht „genug“ geglaubt haben, wenn scheinbar nichts passiert? Nein, denn Jesus sagt, dass es nicht um die „Größe“ unseres Glaubens geht:

Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Berg sprechen: „Hebe dich weg von hier dorthin!“, und er würde sich hinwegheben; und nichts würde euch unmöglich sein.

– Matthäus 17,21 –

Schon ein sehr kleiner Glaube („von der Größe eines Senfkorns, dem kleinsten aller Samenkörner“, Markus 4,31) reicht also aus, um sprichwörtliche „Berge zu versetzen“.

Glaube – ein Geschenk Gottes!

Was aber, wenn ich zweifle oder meinen Glauben als unzulänglich empfinde? Dann dürfen wir uns vertrauensvoll an Gott wenden, so wie es der verzweifelte Vater des Besessenen tat:

Sogleich schrie der Vater des Kindes:

Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

– Markus 9,24 –

Tatsächlich sagt Jesus in der Bibel, dass sogar unser Glaube nicht von uns, sondern von Gott selbst kommt:

Jesus antwortete ihnen: „Habt den Glauben Gottes!“

– Markus 11,22 (Luther21) –

In den meisten Bibelübersetzungen wird hier (falsch) gesagt „Habt Glauben an Gott!“. Im griechischen Urtext heißt es jedoch eindeutig „von“ statt „an“. Dasselbe gilt für Römer 3,22, wo die meisten Übersetzungen vom Glauben an Jesus Christus sprechen, der griechische Urtext aber lautet: „Glaube von Jesus Christus“.

Unser Glaube ist also keine menschliche Leistung, die wir aus uns selbst heraus aufbringen könnten oder müssten, sondern eine Gabe, die uns von Gott geschenkt wird. Hierauf wird auch in der Erklärung zu dem griechischen Wort für Glauben, pistis, hingewiesen:

Faith (4102/pistis) is always a gift from God, and never something that can be produced by people.

Quelle: https://biblehub.com/greek/4102.htm

Unser Glaube hat also nichts mit eigener Leistung zu tun. Durch eigene Leistungen kann man bei Gott nichts erreichen, damit niemand sich etwas auf seine guten Taten einbilden kann (frei interpretiert nach Epheser 2,8-9).

Es kommt also weder auf die „Größe“ unseres Glaubens an, noch müssen wir den Glauben selbst aufbringen. Das finde ich sehr beruhigend, denn es entlastet mich von der Vorstellung, etwas leisten zu müssen, was ich nicht leisten kann.

Glaube heißt Vertrauen

In beiden Texten zu dem Bibelvers Hebräer 11,1 von heute früh – in der Andacht zur Tageslosung von Angela Mumssen vom „Christus-Zentrums Arche (Elmshorn)“ und im Andachtstext zur NT-Lesung von Tim Ruthven – geht es um Vertrauen zu Gott. Und in der Tat bedeutet „Glaube“ in der Bibel „Vertrauen“. Biblischer Glaube meint also nicht ein „Fürwahrhalten“ irgendwelcher Fakten, sondern ein Vertrauen in eine Person, nämlich in Gott.

In irgend einer christlichen Talk-Sendung hörte ich kürzlich den Studiogast über Jesus sagen, wir bräuchten einfach nur …

„… im kindlichen Glauben auf das vertrauen, was ich [d.h. Jesus] bereits vollbracht habe und ich gesagt und gesprochen habe.“

Ich denke, das trifft es auf den Punkt. Wir machen uns manchmal viel zu viele Gedanken darüber, wie etwas zu „funktionieren“ hat, aber Gott „funktioniert“ nicht, sondern er möchte als unser Vater eine enge und vertrauensvolle Beziehung zu uns als seinen Kindern haben. Er möchte, dass wir ihm ganz einfach nur vertrauen – genauso wie ein kleines Kind seinem Vater und seiner Mutter vertraut. Das bestätigt auch Jesus selber:

Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

– Matthäus 18,3 –

Kleine Kinder „machen sich keinen Kopf“, sondern vertrauen einfach nur ihren Eltern.

Glaube ist also keine Kopfsache, sondern eine Herzensangelegenheit. Oder um nochmal auf den Bibelvers vom 2. Juni 2020 zurückzukommen, der mir damals ebenfalls in Form einer „Koinzidenz“ zweimal kurz hintereinander begegnet war:

Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen

und verlass dich nicht auf deinen Verstand.

– Sprüche 3,5 –

GedankenZeichen

GlaubeKoinzidenzen