Schlafparalyse adé: Befreit vom Einfluss dunkler Mächte?
Sonntag, 3. Mai 2020
Sonntag, 3. Mai 2020
Ich wache auf aus einem lebhaften Traum, liege in meinem Bett, sehe die Umgebung – den Kleiderschrank, das Licht, das aus dem Wohnzimmer durch den Türspalt fällt – ich kann mich aber nicht bewegen. Mein Geist ist wach, aber mein ganzer Körper ist wie gelähmt. In meinem Kopf ist ein lautes Dröhnen, das wie das Triebwerksgeräusch klingt, während man in einem fliegenden Flugzeug sitzt. Ich sehe Bilder: Gesichter, Gegenstände, geometrische Muster, höre Klänge, Geräusche, Stimmen. Ich nehme meinen Atem wahr, kann ihn aber nicht steuern – ungewohnt und beängstigend. Das Dröhnen wird lauter, mein ganzer Körper kribbelt wie elektrisiert. Eine überwältigend starke Kraft zieht an mir und will mich ins dunkle Nichts, in die Unbewusstheit zurückziehen. Ein Gefühl von existenzieller Angst vor dem Vernichtetwerden kommt auf. Ich habe große Angst, mich einfach fallen zu lassen und mich dem überwältigenden „Sog-Gefühl“ zu überlassen, das mich in die Tiefe und die Dunkelheit hinabreißen will. Unter Aufbringung größter Kraft- und Willensanstrengung versuche ich vergeblich, wenigstens einen großen Zeh zu bewegen, um meinen Körper aufzuwecken. Dann plötzlich – mit einem Ruck – ist mein Körper wach und der Spuk ist vorbei. Puh!
Solche Zustände, wie ich sie oben exemplarisch beschrieben habe, sind als Schlafparalyse bekannt. Aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich dabei um eine Schlafstörung, bei der die Reihenfolge des Aufwachens von Körper und Bewusstsein vertauscht ist. Um die Bewegungen während des Träumens nicht in der Realität auszuführen und im Schlaf um sich zu schlagen, sind die Muskeln während der Traumphasen bewegungsunfähig – dies ist ein normaler Schutzmechanismus. Normalerweise löst sich beim Aufwachen zuerst die Muskelstarre, dann erst erwacht das Bewusstsein; man kriegt die Lähmung also gar nicht mit. Ist diese Reihenfolge aber vertauscht, d.h. erwacht das Bewusstsein zuerst und dann erst der Körper, dann erlebt man diese Lähmung bei vollem Bewusstssein. Während dieses Zustandes, der zwischen mehreren Sekunden und mehreren Minuten dauern kann, treten oft hypnagoge Halluzinationen auf – die erwähnten Bilder und Geräusche.
Bei mir traten solche Schlafparalysen etwa seit dem 20. Lebensjahr immer wieder mal auf – meist im Abstand vom mehreren Wochen oder Monaten. Im Laufe der Zeit lernte ich, damit umzugehen, da ich wusste, dass es eigentlich ja nichts Gefährliches oder Bedrohliches war. Manchmal „experimentierte“ ich sogar in diesem Zustand, etwa indem ich versuchte, die Bilder und Geräusche genau zu betrachten oder gedanklich zu beeinflussen, oder um in einen luziden Traum zu gelangen. Doch nicht immer gelang es mir, gegen das überwältigende Panik-Gefühl anzukommen – dann wollte ich nur noch möglichst schnell „ganz aufwachen“, damit der Spuk ein Ende hat.
Dabei waren meine Erlebnisse während der Schlafparalysen noch eher unspektakulär und vergleichsweise harmlos. Einige Betroffene berichten von regelrechten Horrorgeschichten:
Oft berichten Betroffene, dass sie nicht nur ihre Wachheit bzw. Körpererstarrung wahrnehmen, sondern zudem ungebetenen Besuch empfangen. Es handelt sich fast immer um konkrete Bedrohungssituationen, in denen Leib und Leben des Schläfers in Gefahr sind. Der Mensch wird herabgewürdigt, gejagt, gefoltert oder sogar mit dem Tod bedroht. Diese Albträume werden meist als bedrohlicher wahrgenommen als die Körperstarre selbst. Angst und Panik können ausbrechen.
Quelle: Schlafparalyse, Schlaflähmung: Wenn nachts die pure Angst aufblitzt (Betten.de)
Schlafparalysen gab es zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Früher brachte man die Erlebnisse während einer Schlafparalyse oft mit Dämonen und Geistern in Verbindung:
Sehr verbreitet durch alle Kulturen war die Vorstellung, dass ein Dämon auf der Brust des Schlafenden sitzt und ihm so die Luft zum Atmen nimmt. In Europa gab es die Vorstellung vom Nachtalb oder Incubus, der seine Opfer im Schlaf heimsucht. In Mexiko und bei den Yoruba waren es Hexen, in Südostasien die Geister Verstorbener und in Irland und Schottland sogenannte hags.
Quelle: Wikipedia
Auffällig ist, dass sich das Erscheinungsbild der Schreckgestalten den jeweiligen kulturellen Vorstellungen der Menschen anpasst. Waren es früher Dämonen und Nachtalbe, kommen die Schreckgestalten heutzutage eher im „modernen“ Gewand daher:
Der dreidimensionale Schattenmann ist wahrscheinlich die am weitesten verbreitete. Viele Menschen beschreiben eine ganz ähnliche Figur, aber mit einem Hut – sie nennen ihn den Hut-Mann. Es gibt noch einen weiteren Hut-Mann, der irgendwie mit UFO-Geschichten zu tun hat […]. Menschen berichten auch von einer alten Hexe oder einem Mantelmann, der dem Sensenmann nicht unähnlich ist.
Quelle: Der reale Horror einer Schlafparalyse (VICE.de)
Daraus könnte man nun folgern, dass es sich bei den gesehenen Wesen lediglich um eigene Projektionen handelt. Dennoch ist es ein global auftretendes Phänomen, dass sehr viele Menschen dabei von angsteinflößenden Wesen bedroht werden. Warum das so ist, darüber gehen die Meinungen auseinander:
Bisher konnten Wissenschaftler nicht eindeutig erklären, was genau die schaurigen Gestalten in unseren Träumen und Gedanken auslösen und warum sie uns in der Nacht offenbar gezielt angreifen. Etymologisch gesehen wurden die Menschen aber schon immer von Schreckgespenstern in der Nacht aufgesucht. Viele historische Aufzeichnungen berichten von Fabelwesen, Monstern und Schurken, die sich in unsere nächtlichen Träume einschleichen – und zwar rund um den Globus.
Quelle: Schlafparalyse, Schlaflähmung: Wenn nachts die pure Angst aufblitzt (Betten.de)
In unserer heutigen „aufgeklärten“ Zeit haben Geister, Dämonen und dunkle Mächte natürlich keinen Platz mehr, daher wird nach neurologischen Erklärungsansätzen gesucht:
Es scheint, als ob der Körper der panischen Angst, die er fühlt, Sinn verleihen will:
Am Anfang ihrer Paralyse spüren die Betroffenen stets irgendeine Präsenz im Zimmer. Dann folgt die Angst. Für diese Emotion ist das limbische System im Gehirn verantwortlich – genauer die Amygdala, ein mandelförmiger Kern im rechten und linken Temporallappen. Sie wird aktiviert, wenn Gefahr droht, sie analysiert die Lage, scannt die Umgebung und ist darauf ausgerichtet, dem Organismus das Überleben zu sichern.
Da die Quellen der Bedrohung aber im Falle der Schlafparalyse in Wirklichkeit fehlen, halluziniert sie das Gehirn herbei: Auf der drückenden Brust hockt ein abscheuliches Wesen, man hört die Schritte eines Schattenmenschen näher kommen, oder aus der Decke ragt plötzlich ein langer, schwarzer Arm.
Die Gefahr ist vor den Augen des Träumenden zu seiner schonungslosen Realität geworden.
Quelle: Schlafparalyse: Willkommen im lebendigsten aller Albträume – watson
Ist das verbreitete Phänomen der angstauslösenden Erlebnisse während einer Schlafparalyse damit erklärt? Ich bin mir da nicht so sicher. Mir ist nämlich rückblickend aufgefallen, dass ich seit Ende 2018 – das sind jetzt anderthalb Jahre – keine einzige beängstigende Schlafparalyse mehr hatte. Woran liegt das? Folgendes stelle ich fest:
- „Zufälligerweise“ entspricht die Phase meines Lebens, in der ich mehr oder weniger häufig beängstigende Schlafparalysen erlebte, ziemlich genau der Zeit, in der ich mich mit esoterischen und okkulten Themen befasst hatte (etwa vom 20. bis zum 51. Lebensjahr).
- „Zufälligerweise“ endete diese Phase der beängstigenden Schlafparalysen mit meiner Bekehrung zu Jesus Christus Ende 2018. Nur einige wenige Male hatte ich danach noch eine Schlafparalyse, jedoch dauerten diese nur ganz kurz und es trat dabei auch nicht das früher übliche „Dröhnen“ und das panikauslösende „Sog-Gefühl“ auf. Ich bemerkte beim Aufwachen lediglich kurz, dass mein Körper gelähmt war, dann war ich auch schon wach.
Diese Feststellung wirft einige Fragen auf:
- Könnte es sein, dass es sich bei Schlafparalysen nicht einfach nur um eine harmlose Schlafstörung handelt, sondern um einen außergewöhnlichen Zustand, der die Wahrnehmung einer tatsächlich vorhandenen „geistlichen Realität“ begünstigt?
- Könnte es sein, dass es sich bei den in Schlafparalysen auftretenden Visionen und beängstigenden Erlebnissen nicht einfach nur um subjektive Halluzinationen handelt, sondern um den Einfluss real existierender, negativer geistlicher Mächte?
- Könnte es sein, dass diese Mächte keinen Zugang mehr haben, sobald ein „Herrschaftswechsel“ stattgefunden hat und nun Jesus bzw. der Heilige Geist im Menschen regiert, so dass Dämonen & Co. keinen „Zutritt“ mehr haben?
In den Kommentaren zu einem Online-Artikel (Schlafparalyse: Willkommen im lebendigsten aller Albträume – watson) geben einige Kommentatoren an, dass die beängstigenden Eindrücke während der Schlafparalyse sofort verschwanden, als sie gebetet oder sich an Jesus Christus gewandt hatten. Dies halten wiederum andere für einen psychologischen Effekt, da eben alles helfen würde, was einem die Angst nimmt. Ich kann dies weder bestätigen noch widerlegen, da ich eben seit meiner Umkehr zu Jesus keine ausreichend lange Schlafparalyse mehr hatte, um dies auszuprobieren. In meinem Fall habe ich aber nicht den Eindruck, dass es ein psychologischer Effekt war, und zwar aus folgenden Gründen:
- Ich habe meine Schlafparalysen nie als belastend oder sogar traumatisierend empfunden, sondern eher als „interessant“. Ich habe daher auch nie das Bedürfnis gehabt, sie loszuwerden.
- Dass die beängstigenden Erlebnisse während einer Schlafparalysen nach mehr als 3 Jahrzehnten plötzlich so gut wie aufgehört haben, ist mir erst rückwirkend nach über einem Jahr aufgefallen; es stand also keine Erwartungshaltung meinerseits dahinter.
Mein persönliches Fazit: Ich halte es durchaus für plausibel, dass die beängstigenden Erlebnisse während Schlafparalysen auf den Einfluss geistlicher Mächte zurückgehen, und dass deren Ausbleiben etwas mit Gott zu tun hat.
Bei jedem Menschen, der Jesus Christus in sein Leben aufnimmt, findet ein Herrschaftswechsel statt. Jesus Christus, der sich bis zum Tod erniedrigen ließ, wird jetzt zum Herrn.
Hans-Peter Mumssen: Gedanken zur Tageslosung vom 8. Februar 2020