Anderswelt
Mittwoch, 8. Januar 2025
Aus dem Hörer meines Handys kamen auf einmal diese seltsamen Stimmen: Sprachfetzen, sich wiederholende kurze Sätze, offenbar kurze Mitteilungen von irgendwem für irgendwen. Mein Handy hatte von alleine diese Nummer gewählt. Wie lange war es schon verbunden, und wie hoch wird nun meine Telefonrechnung sein, da ich ja keine Telefonie-Flatrate habe? Und wie konnte das überhaupt passieren?
In den Kontakten war dieser neue Eintrag mit der Nummer „4035“ – woher kam dieser Eintrag, und was hatte er zu bedeuten? Durch eine Google-Suche erfuhr ich, daß es sich dabei um eine „geheime Nummer“ handelte, unter der sich Leute anonym einwählen konnten. Jeder konnte dort kurze Nachrichten hinterlassen, die dann immer wieder der Reihe nach abgespielt wurden, und wer sie hörte und auf eine von ihnen antwortete, befand sich plötzlich auf wundersame Weise in dieser „Anderswelt“…
Als ich diese Welt zum ersten Mal betrat, schien die Sonne, und ich befand mich auf einem sandigen Platz, umgeben von den rückwärtigen Fassaden der „Außenwelt“. Es ist wie eine kleine, versteckte Parallelwelt, von der offenbar niemand mehr etwas weiß. Mir fiel aber gleich auf, daß etwas hier ganz anders ist als „draußen“: Die Menschen. Alle hier sind vollkommen unbeschwert – fast kindlich irgendwie. Du kannst hier ganz „du selbst“ sein, ohne Sorge, von anderen schief angesehen zu werden. Es gibt keine Feindseligkeit und somit keinen Grund, dich zu verstellen, zu verschließen oder mißtrauisch zu sein. Etwas, das „draußen“ unmöglich wäre.
Ich sagte zu meinem Begleiter – einer der Stimmen, denen ich geantwortet hatte -, daß es doch seltsam ist, daß ein solcher wundervoller Ort überhaupt existiert, ohne daß er von den Menschen draußen überhaupt beachtet wird. Wie kann so etwas sein?
Beim Herumspazieren traf ich auf verlassene, angerostete Baumaschinen und eine Art Bauruine – hier hatte wohl mal ein Fußballstadion entstehen sollen, aber anscheinend hatte es sich nicht mehr „gelohnt“, hier weiterzubauen. Anscheinend handelte es sich bei diesem Ort um verlassenes „Brachland“, das von den Menschen „draußen“ längst vergessen wurde und daher aufgegeben wurde. Dennoch gibt es hier auch Gebäude, die noch gut in Schuß sind und in denen Menschen wohnen.
Diese verborgene, aber immer schon dagewesene Welt liegt mitten im Hier und Jetzt – und scheint doch den Meisten verborgen zu sein. Nur ganz wenige Menschen scheinen davon zu wissen und dorthin zu gelangen.
Ich erfuhr, daß es viele solcher Orte gibt, in fast jeder Stadt – die Eingänge sind überall, aber die meisten Menschen draußen sind „blind“ – sie können die Einfassungen und die Zugänge zu dieser Welt zwar wahrnehmen, aber nicht als solche erkennen. Auch ich war jahrelang an „diesem komischen Zaun da“ vorbeigegangen, ohne mich zu fragen, was eigentlich dahinter ist. Nun weiß ich es, und ich werde dieses wertvolle Geheimnis hüten. Es wäre schade, wenn dieser besondere Ort von den „falschen“ Menschen entdeckt und in Beschlag genommen würde.
Mein Begleiter führte mich zu dem Eingang eines Gebäudes, in dem er wohnte. Es gab dort sowohl Gemeinschaftsräume als auch separate Wohnungen. Es kam mir alles schon sehr vertraut vor – als ob ich schon länger hier gewesen wäre. Dabei bin ich doch eigentlich neu hier und bin sicherlich auch noch nicht in alle „Geheimnisse“ dieser Anderswelt eingeweiht. Aber ich würde gerne etwas länger hierbleiben und mehr von dieser Welt erfahren. Zwar bin ich noch kein ständiger Bewohner dieser Welt, aber immerhin kenne ich jetzt den Zugang und kann jederzeit wiederkommen.
(Aufzeichnung eines Traums vom 5. Dezember 2012)
* * *
Diesen Traum hatte ich etwa 6 Jahre vor meiner "Bekehrung". Diese liegt nun ebenfalls etwa 6 Jahre zurück. Ich habe mich lange gefragt, ob der Traum wohl eine Bedeutung haben könnte und mir etwas "sagen" wollte. Mein erster Gedanke: Der Wunsch, hinter die Kulissen einer oft als "entzaubert" empfundenen Realität zu blicken und Neues zu entdecken. Vielleicht aber auch die uralte Sehnsucht des Menschen nach einer "heilen Welt". Auch Romane und Filme, die von einem "geheimen Garten" handeln, der nur über ein verstecktes Tor oder über verschlungene Wege zugänglich ist, scheinen ein Ausdruck dieser Sehnsucht zu sein. Es gibt sogar Tipps für Hobbygärtner, sich einen solchen "geheimen Garten" anzulegen.
Das verlorene Paradies
Ist vielleicht die biblische Geschichte vom "Garten Eden" auch nur ein Ausdruck dieser "Ur-Sehnsucht" des Menschen? Oder ist es vielleicht sogar genau umgekehrt und all die Sehnsüchte des Menschen in ihren vielfältigen und oft fehlgeleiteten Ausdrucksformen sind in Wirklichkeit der Widerhall einer verblassten Erinnerung an das "verlorene Paradies", an eine Zeit in der Geschichte der Menschheit, als alles noch perfekt und vollkommen war, als die Beziehung zwischen Gott, Mensch und Natur noch ungetrübt und rein war - bevor der Mensch anfing, Gott zu misstrauen und damit die Basis dieser Beziehung zu zerstören?
Quelle und Ziel aller Sehnsucht
Vielleicht entspringt ja die Sehnsucht nach dem "verlorenen Paradies" einem inneren Wissen darüber, wofür wir eigentlich geschaffen sind: Für eine innige Liebesbeziehung zu unserem Schöpfer, der uns nur dazu geschaffen hat, uns an Seiner unendlichen Liebe teilhaben zu lassen. Nur ist den meisten Menschen das nicht bewusst, daher suchen sie überall, nur nicht bei der eigentlichen "Quelle" dieser Ur-Sehnsucht, die gleichzeitig auch deren Ziel ist: Gott. Er selbst hat diese Sehnsucht in uns hineingelegt, damit wir Ihn suchen - und letztlich auch finden, so wie es der Apostel Paulus den Athenern erklärte:
...damit sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen und finden möchten; und doch ist er ja jedem Einzelnen von uns nicht ferne; denn »in ihm leben, weben und sind wir«...
– Apostelgeschichte 17,27-28 –
Auf den Ruf antworten
In meinem Traum war in der Kontaktliste dieser "neue Eintrag" mit der Nummer 4035. Woher kam er? War er schon immer da? Ich hatte zwar schon viele andere Kontakte angerufen, aber diesen hatte ich bisher offenbar übersehen. Und nun hatte mein Handy "von alleine" diese Nummer gewählt, woraufhin immer wieder kurze Nachrichten abgespielt wurden. Nachdem ich auf eine davon antwortete, befand ich mich plötzlich auf wundersame Weise in dieser „Anderswelt“…
Ich deute das für mich so: Gott hat uns die Sehnsucht ins Herz gepflanzt, damit wir ihr nachgehen, um Ihn zu finden. Doch manchmal ignorieren wir diese Sehnsucht oder suchen in der falschen Richtung. Dann hilft Gott uns: Er "ruft uns an" und schickt uns ständig Nachrichten und Zeichen und hofft, dass wir darauf antworten und so schließlich zu Ihm kommen.
Die "geheime Telefonnummer"
Hat vielleicht auch die "geheime Telefonnummer" 4035 aus dem Traum eine Bedeutung? Gott "spricht" zu mir manchmal durch Zahlen; oft handelt es sich dabei um Versangaben zu Bibelstellen, deren Inhalt genau zu dem Thema passt, das mich gerade beschäftigt. - Und tatsächlich: Es existieren genau zwei Bibelverse mit Kapitel 40 und Vers 35:
Und Mose konnte nicht in das Zelt der Begegnung hineingehen; denn die Wolke hatte sich darauf niedergelassen, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung.
– 2.Mose 40,35 –
Und er führte mich zum nördlichen Tor und fand dieselben Maße.
– Hesekiel 40,35 –
Der erste Vers handelt vom "Zelt der Begegnung", dem Vorläufer des späteren Tempels in Jerusalem. Dort hatte nur der Hoheprieser einmal im Jahr Zugang zum "Allerheiligsten", also zu Gott. Dem "gemeinen Volk" war der Zugang verwehrt - so wie in meinem Traum der Zugang zur "Anderswelt" den meisten Menschen verborgen war.
Der zweite Vers scheint erst einmal rätselhaft. Er bezieht sich auf den zukünftigen Tempel in Jerusalem, der dem Propheten Hesekiel in einer Vision gezeigt wurde und der erst im "Tausendjährigen Friedensreich" mit Jesus Christus als König gebaut werden wird. Das dort genannte Nordtor ist eins von 3 Toren zum inneren Vorhof des Tempels. William MacDonald kommentiert dazu:
Im elften Kapitel (V. 23) sahen wir, wie sich die Herrlichkeitswolke zögernd von dem Tempel in Jerusalem entfernte. Aber die Herrlichkeit des Gottes Israels wird in der Person des Herrn Jesus zurückkehren, wenn er als König kommt. Er wird in der Mitte seines Volkes wohnen für ewig; nie mehr wird Israel geistliche Hurerei (Götzendienst) treiben oder Gräuel im Bereich des Tempels begehen.
Quelle: William MacDonald: Kommentar zum AT, Seite 1058
In beiden "40,35"-Versen (bzw. dem dazugehörigen Kommentar) geht es also um
- den Tempel Gottes, und zwar
a) dessen Vorläufer, das Zelt der Begegnung, und
b) den zukünftigen im Tausendjährigen Friedensreich - die Herrlichkeitswolke des HERRN (die sogenannte "Schechina")
- eine Wohnung bzw. wohnen.
Krass, oder? Gleich drei Übereinstimmungen in den beiden Versen, die logisch gesehen eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben, außer dass Kapitel- und Versnummer zusammengesetzt der Telefonnummer aus dem Traum entsprechen. - Da sage mal jemand, das wäre nur "Zufall"...😉😇
Und als ob das noch nicht genug wäre, passt das Bild von Tempel, Herrlichkeit (oder Gegenwart) Gottes und Wohnung auch noch genau zum Thema des Traums: Der Ur-Sehnsucht des Menschen nach Gott und wahrer Heimat - und ebenso der Sehnsucht Gottes nach dem Menschen! Denn der eigentliche Zweck des Tempels ist ja, dass Gott darin "wohnen" will, um Gemeinschaft mit Seinen geliebten Menschen zu haben. Auch viele der Psalmen (Lieder) thematisieren den Tempel als Sehnsuchtsort und Begegnungsstätte zwischen Gott und Mensch, z.B. Psalm 23,6; 27,4; 42,2-5; 63,2-3; 84,2-5, um nur einige zu nennen.
Eintritt frei - kommt herbei!
Mose - ein Sinnbild für den "alten Bund" - konnte nicht in das Zelt der Begegnung hineingehen, während dort die Herrlichkeit des HERRN anwesend war. Für Menschen hingegen, die Jesus als ihren Herrn und Retter angenommen haben und damit im "neuen Bund" mit Gott leben, ist der Zugang zu Gott bereits jetzt möglich. Als Zeichen hierfür ist nach Jesu Tod am Kreuz der Vorhang im Tempel zerrissen und hat damit den Weg ins Allerheiligste freigegeben - ja sogar mehr als das: Der Leib jedes einzelnen Gläubigen ist nun ein Tempel, in dem der Heilige Geist Gottes wohnt (1.Korinther 6,19).
Unscheinbar und verborgen
Doch nicht jeder findet den unscheinbaren Eingang und den verborgenen Weg in unsere wahre Heimat bei Gott. Zu auffällig und verlockend sind wohl die viel einladender wirkenden Portale und die besser ausgebauten Straßen der "Außenwelt" mit ihren vielen bunten "Schaufenstern"...
In meinen Traum-Notizen hatte ich geschrieben:
Diese verborgene, aber immer schon dagewesene Welt liegt mitten im Hier und Jetzt – und scheint doch den Meisten verborgen zu sein. Nur ganz wenige Menschen scheinen davon zu wissen und dorthin zu gelangen.
(Traum "Anderswelt" von 2012)
Genau das hat Jesus auch über das Reich Gottes gesagt:
Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden.
– Matthäus 7,13-14 –
"Sehend" und doch blind
Weiter aus meinen Traum-Notizen:
Ich erfuhr, daß es viele solcher Orte gibt, in fast jeder Stadt – die Eingänge sind überall, aber die meisten Menschen draußen sind „blind“ – sie können die Einfassungen und die Zugänge zu dieser Welt zwar wahrnehmen, aber nicht als solche erkennen. Auch ich war jahrelang an „diesem komischen Zaun da“ vorbeigegangen, ohne mich zu fragen, was eigentlich dahinter ist.
(Zitat aus dem Traum "Anderswelt" von 2012)
Tatsächlich war ich lange Zeit "blind" gewesen für das Evangelium, obwohl es die ganze Zeit vor meinen Augen war. Die christlichen Bücherstände in der Stadt, die christlichen Flyer in meinem Briefkasten (ich meine jetzt nicht die der "Zeugen Jehovas"-Sekte!), die Fernsehsendungen mit Berichten über Menschen, die eine "Gottesbegegnung" hatten, die christlichen Webseiten, auf die ich immer mal wieder gestoßen war - all das war mir bekannt, hat mich aber nie "erreicht". Stattdessen habe ich über 30 Jahre lang versucht, mein "Glück" in der Esoterik und in fernöstlichen Religionen zu finden. Den christlichen Glauben hielt ich für bedeutungslos und "überholt". Doch Gott sei Dank wurden mir die Augen geöffnet (auch wenn ich mich immer noch frage, warum erst so spät).
Unsere ewige Heimat
In der "Anderswelt" gab es auch Wohnungen:
Es gab dort sowohl Gemeinschaftsräume als auch separate Wohnungen. Es kam mir alles schon sehr vertraut vor – als ob ich schon länger hier gewesen wäre. Dabei bin ich doch eigentlich neu hier und bin sicherlich auch noch nicht in alle „Geheimnisse“ dieser Anderswelt eingeweiht. Aber ich würde gerne etwas länger hierbleiben und mehr von dieser Welt erfahren. Zwar bin ich noch kein ständiger Bewohner dieser Welt, aber immerhin kenne ich jetzt den Zugang und kann jederzeit wiederkommen.
(Zitat aus dem Traum "Anderswelt" von 2012)
Auch in der ewigen Heimat gibt es "Wohnungen", die den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen Bewohners vollkommen entsprechen werden. Jesus Christus sagt von sich, dass er allein der Zugang zu Gott dem Vater ist, in dessen Haus er Wohnungen für uns vorbereiten wird:
"Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. Wohin ich aber gehe, wisst ihr, und ihr kennt den Weg." Thomas spricht zu ihm: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst, und wie können wir den Weg kennen?" Jesus spricht zu ihm: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!"
– Johannes 14,2-6 –
Ein Hinweis von Gott?
War dieser Traum nun ein verschlüsselter Hinweis von Gott an mich damals, um mir zu zeigen, dass Er das wahre Ziel meiner Sehnsucht ist? Ich weiß es nicht; damals zumindest habe ich das nicht erkannt, denn ich war ja selbst noch "blind". Vielleicht sollte es ja genau so sein, dass mir diese Zusammenhänge erst jetzt bewusst geworden sind, nachdem ich mir die Traum-Aufzeichnungen heute nochmal durchgelesen habe, damit ich sie nun in Form dieses Blog-Eintrags aufschreibe - und vielleicht fühlt sich ja irgend ein Leser dadurch angesprochen...
P.S.: Eine bekannte und oft zitierte "Notrufnummer Gottes" ist übrigens die 5015:
☎ Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.
– Psalm 50,15 –
Interessant finde ich, dass sich die "Notrufnummer" 5015 und die 4035 aus meinem Traum auffallend ähneln...😀