Gott­sucher

Be- und Erkenntnisse eines Spätbekehrten

Bekehrung – und dann?

Mittwoch, 20. Februar 2019

Etwas ratlos…

Mittwoch, 20. Februar 2019

Für evangelikale Christen ist das Erkennen der eigenen Sündhaftigkeit und Schuld sowie die Dankbarkeit gegenüber Jesus Christus für seine Erlösungstat eine unbedingte Voraussetzung für die „geistliche Wiedergeburt“, die dadurch erfolgt, dass man Jesus dankbar als seinen persönlichen Retter annimmt und ihm „sein Leben übergibt“. Diese „Lebensübergabe“ kann z.B. in Form eines „Übergabegebetes“ erfolgen.

Es gibt viele „Zeugnisse“ von Menschen, die sich nach einem Bekehrungserlebnis auf diese Weise zu Jesus Christus bekannten. Allen gemeinsam ist, dass sie tief ergriffen waren von der Liebe Jesu zu ihnen, die sich in seinem Kreuzestod für die sündigen Menschen ausdrückt.

Ich für mich kann diese Dankbarkeit bisher nicht wirklich nachempfinden. Das Einzige, was ich empfinde, und was mich dazu gebracht hat, mich näher mit dem christlichen Glauben zu befassen, ist diese tiefe Sehnsucht in mir nach „Gott“, die eigentlich schon seit Jahrzehnten in meinem Herzen brennt, die ich aber bisher immer fehlgeleitet hatte. Statt mich damit direkt an Gott zu wenden, habe ich versucht, sie auf andere Weise zu erfüllen, etwa durch meine Suche nach „Erleuchtung“ und „Bewusstseinserweiterung“ durch die verschiedensten Methoden aus dem Bereich der Esoterik, Spiritualität und Mystik, was mir allerdings auch nach Jahrzehnten nie auch nur ansatzweise gelungen war, weil ich eine „absolute Null“ bin, was jegliche Formen „erweiterter Wahrnehmungen“ betrifft. Dennoch war das jahrzehntelang ein zentrales Thema von mir gewesen. Das letzte Thema, mit dem ich mich in diesem Zusammenhang befasste, war die „Öffnung des dritten Auges“. Ich hatte ein entsprechendes Buch bestellt und bereits angefangen es zu lesen, als ich beschloss, wieder an meine christlichen Wurzeln anzuknüpfen und dem Gott meiner Kindheit nochmal „eine Chance“ zu geben. Denn ich war katholisch aufgewachsen und war etwa bis zur Firmung im Alter von etwa 12 Jahren tatsächlich noch gläubig gewesen und habe zeitweise sogar Jesus als meinen imaginären Freund angesehen, jedoch ist dies dann irgendwann im Sande verlaufen, wohl auch, weil ich auf Gebete nie eine Antwort erhielt.

Zunächst wollte ich Gott durch Meditation bzw. Kontemplation näherkommen. Ich hatte noch zwei Bücher eines unbekannten Mysikers, das den Titel „Die Wolke des Nichtwissens“ trug, die ich mir vor über zehn Jahren mal bestellt hatte, als ich mich bereits schon einmal mit christlicher Mystik befassen wollte. Ich setzte mich auf mein Meditationskissen und versuchte, nach der Anleitung aus der „Wolke“ in der Gegenwart Gottes zu verweilen. Später stieß ich auf das „Jesusgebet“, auch „Herzensgebet“ genannt, und spielte mit dem Gedanken, an Exerzitien teilzunehmen, wo dieses Jesusgebet eingeübt wird. Hierzu kaufte ich mir dann das Buch „Kontemplative Exerzitien“ von Franz Jalics, einem Jesuitenpater und bekannten Exerzitienmeister, mit dem man auch alleine zu Hause Exerzitien durchführen konnte. Der Text auf der Rückseite des Buches entsprach jedenfalls genau dem, wonach ich suchte:

„Viele Menschen fragen in der Tiefe ihrer Seele nach Gott, um von da aus ihr Leben zu gestalten. Dabei suchen sie einen möglichst einfachen, spontanen und unmittelbaren Kontakt zu Gott. Der Autor gibt in diesem Band seine Erfahrungen aus vielen Jahren der Exerzitienarbeit weiter. In zehn Einheiten führt er Schritt für Schritt zur unmittelbaren Erfahrung der Wirklichkeit Gottes, seiner Gegenwart. Das praktische Übungsbuch kann als Anleitung für geschlossene Exerzitien dienen, in denen man sich für einige Zeit in die Stille zurückzieht; aber auch für „Exerzitien im Alltag“ ist es geeignet.“

Aber irgendwie kam dieses „Vorhaben“ dann doch nicht so richtig in Schwung. Etwa zur selben Zeit (Mitte November 2018) hörte ich zufällig im Radio den christlichen Sender „ERF Plus“, wo es um „übernatürliches“ Eingreifen Gottes ging. Ich weiß nicht, ob ich da weiter zugehört hätte, wenn es nicht um dieses Thema gegangen wäre, das mich aufhorchen ließ, weil „Übernatürliches“ und „Christentum“ für mich nicht unbedingt zusammenpassten, denn im Allgemeinen lehnen fromme Christen ja jegliche Art von „Okkultismus“ ab (dass das übernatürliche Eingreifen Gottes nichts mit Okkultismus zu tun hatte, war mir natürlich klar). Jedenfalls hörte ich seitdem regelmäßig diesen Sender und war vor allem berührt von den Zeugnisberichten von Menschen, die eine tiefe Erfahrung mit Gott oder Jesus gemacht hatten. Genau das wollte ich doch auch! Etwas befremdlich klang für mich allerdings immer die Sache mit der Sündenbekenntnis und der Lebensübergabe an Jesus, das speziell bei den evangelikalen Christen ein zentraler Punkt zu sein schien und von dem ich so konkret im katholischen Umfeld bisher nie etwas gehört hatte.

Ich begann daraufhin, mich näher mit Fragen des christlichen Glaubens zu befassen. Dabei hatte ich allerdings den Eindruck, vom Regen in die Traufe zu kommen: Auf einmal standen sie wieder vor mir, die „Dämonen“ der Vergangenheit, in Form längst überwunden geglaubter Vorstellungen wie z.B. der Glaube an Teufel, Hölle und ewige Verdammnis, die mir vermutlich als Teil des katholischen Religionsunterrichtes an der Grundschule in den 1970er-Jahren vermittelt worden waren. Auch die Vorstellung, dass alle Menschen Sünder seien und der Erlösung bedürfen, war mir fremd und erschien mir wie ein Relikt aus der tiefster Vergangenheit. Muss man denn als Christ wirklich all diese „Kröten schlucken“? Dabei war mein Ausgangspunkt doch einfach nur die Suche nach dem Ziel meiner Sehnsucht, von der ich annahm, dass es sich um den mich persönlich liebenden Gott handelte und nicht um einen zornigen Herrscher, der mit Zuckerbrot und Peitsche regiert…

Dennoch ließ mich das alles nicht mehr los. Was hatte denn meine bisherige Suche gebracht? Nichts! Also beschloss ich, „reinen Tisch“ zu machen und mich von allen Überresten dieser Vergangenheit in Form von Büchern, Aufzeichnungen und anderen Materialien zum Thema Spiritualität und Esoterik zu trennen. Insgesamt landete ein Umzugskarton voll von Büchern sowie kistenweise Papier im Container. Nur ein Neues Testament hob ich auf. In der Folgezeit verbrachte ich viel Zeit in einem christlichen Diskussionsforum, das mich allerdings zum Teil mehr verwirrte als dass es mir Klarheit brachte. Wo war ich da nur gelandet, und wo würde es mich noch hinführen? Zwischenzeitlich besuchte ich auch einen „Healing Room“ und las zwei Bücher über Heilung durch Gott, bin davon aber inzwischen wieder etwas abgekommen. Zwar wünsche ich mir weiterhin irgend ein „Zeichen“ von Gott, aber wichtiger noch ist mir eine persönliche Beziehung zu ihm und die Erfüllung meiner inneren Sehnsucht nach ihm. Natürlich hatte ich das „Übergabegebet“ bereits mehrfach gesprochen, aber so wirklich scheine ich wohl die Bedeutung dessen wohl noch nicht erfassen zu können.

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