Gott­sucher

Be- und Erkenntnisse eines Spätbekehrten

Ewige Folterhölle oder Erlösung für Alle?

Freitag, 26. August 2022

Die ewige Verdammnis und die Folterhölle, aus der es kein Entrinnen gibt, scheint eine „Kröte“ zu sein, die man als Christ irgendwie „schlucken“ und verdauen muss. Mir liegt sie allerdings auch nach fast vier Jahren immer noch schwer im Magen…

Freitag, 26 August 2022

Als ich mich vor ein paar Jahren bekehrte, war das Dogma der „ewigen Folterhölle“ der Haupt-Knackpunkt, an dem ich zu kauen hatte. Bis heute kann ich dieses Konzept nicht in Einklang bringen mit einem Gott, der ja die Liebe selbst IST. Welcher ethisch verantwortungsvolle Mensch würde denn noch Kinder in die Welt setzen, wenn auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie ein solches schreckliches Schicksal erleiden? Kein menschlicher Richter würde solch drakonische Strafen verhängen. Selbst leidende Tiere werden schnell durch Einschläfern „erlöst“ – und Menschen sollen sogar Qualen ohne Ende erleiden, wenn sie von ihrem „freien“ Willen Gebrauch machen und sich zu Lebzeiten nicht für Jesus entscheiden? Können Menschen mit begrenzter Einsicht in geistliche Dinge überhaupt die ganze Tragweite dieser zu Lebzeiten zu treffenden Entscheidung erfassen? Und wie könnten sich die Erlösten im Himmel freuen, wenn sie wissen, dass gleichzeitig eine große Mehrheit Unerlöster Höllenqualen leidet? Oder wie „frei“ kann die Entscheidung eines Menschen, Gott zu lieben, sein, wenn im Hintergrund immer die „Höllenthematik“ mitschwingt?

Das von mir als antiquiert empfundene und in früheren Zeiten von der römisch-katholischen Kirche als Druckmittel für Folgsamkeit und zur Geldmacherei benutzte „Konzept Hölle“ war mit einer der Hauptgründe, dass ich mich irgendwann kurz nach der Firmung vom anerzogenen katholischen Glauben und überhaupt vom Christentum und Gott abgewandt und meine Sinnsuche später in den Gebieten der Esoterik, des Okkultismus und der fernöstlichen Spiritiualität fortgeführt habe, bevor ich dann – nach mehr als 3 Jahrzehnten! – wieder zum Glauben an den Gott der Bibel und an Jesus „zurückfand“. Und zwar trotz dieser großen, offenen Frage zum Thema „Hölle“ – einzig und allein einer inneren Sehnsucht nach diesem liebenden Gott folgend, der allen Menschen ein Vater sein will – und im Vertrauen darauf, dass sich die „Frage nach der Hölle“ später schon noch klären würde…

Bisher ist das noch nicht vollständig geschehen. Die Fragen zu Hölle und ewiger Verdammnis bohren weiter in mir und sind wie ein Schleier, der mein Verhältnis zu Gott, welches ja von vollkommenem Vertrauen und absoluter Hingabe geprägt sein sollte, trübt. Irgendwie kann ich Gott da noch nicht so ganz vertrauen. Ist das vielleicht mit ein Grund, warum ich mich über meine Erlösung bisher nicht so richtig freuen kann und auch Probleme habe, anderen Menschen diese „Frohe Botschaft“ zu überbringen? Insgeheim mache ich Gott sogar den Vorwurf, dass er überhaupt eine solche Schöpfung „designt“ hat, in der Menschen Gefahr laufen, verlorenzugehen und ewig gefoltert werden zu können…

Doch ich bin sicher, dass der Fehler nicht bei Gott liegt, sondern an meinem mangelnden Verständnis von Gottes Wesen. Auf die sich (wie so oft) widersprechenden Auslegungen der Bibel durch Exegeten kann man sich jedenfalls nicht verlassen, somit bleibt nur der Heilige Geist selbst, um einen „in alle Wahrheit zu führen“ (Johannes 16,13). Und genau das scheint er auch schon gemacht zu haben, als ich Anfang des Jahres schon einmal einen Blog-Artikel zu diesem Thema schreiben wollte, dann aber damit nicht so richtig vorankam, bis schließlich Gott das Ruder in die Hand nahm und daraus „Die größte Liebesgeschichte aller Zeiten“ entstand, die später als Miniheftchen erschienen ist, das seither eine gewisse Verbreitung erfahren hat. Das allein schon zeigt mir, dass nicht Hölle, sondern Liebe das ist, wofür Gott steht. In der „Liebesgeschichte“ kommt zwar auch die Hölle vor, aber nicht als Ort ewiger Folter, sondern als selbstgewählte Trennung des Menschen von Gott, die durchaus als Qual empfunden werden kann.

Allversöhnung?

Mittlerweile tendiere ich zu der Auslegung, dass Gott am Ende die ganze Schöpfung mit sich versöhnen wird. Aber ich mache da kein Dogma draus; es ist einfach meine Hoffnung, dass Gott kein „Sadist“ ist. Und es gibt ja auch noch die Auslegung, dass das „höllische Feuer“ in Wirklichkeit die Gegenwart Gottes ist, die die Menschen, die Gott ablehnen, einfach nicht ertragen können. So wie es ja auch bei 2.Mose 33,20 heißt: „Du kannst [es] nicht [ertragen], mein Angesicht zu sehen, denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben.“

Für die Mehrheit der Christen gelten Allversöhnung oder Annihilation (Auslöschung) als Irrlehren, so dass man sich fast nicht traut, etwas in dieser Richtung zu thematisieren oder gar ernsthaft in Erwägung zu ziehen, ohne sich dem Verdacht auszusetzen, vom rechten Weg abgekommen zu sein.

Das Konzept der Allversöhnung oder auch der Annihilation wirft natürlich auch Fragen auf wie: Kann man jetzt doch so leben, wie man will? Wofür ist Jesus dann gestorben? Wovon hat er uns erlöst? Ich will hier jedoch keine theologische Grundsatzdiskussion führen – dazu bin ich auch nicht kompetent genug – sondern nur meine persönlichen Empfindungen zu diesem Thema wiedergeben, und die lautet kurz gefasst: Ewige Folter als Strafe ohne den Zweck der Besserung und ohne jegliche Aussicht auf Begnadigung ist nicht nur in sich unlogisch, sondern auch unmenschlich und erst recht „ungöttlich“! Ja, ein liebender und gleichzeitig gerechter Gott kann und wird Sünde nicht ungestraft lassen, und wer Jesus als seinen Erlöser angenommen hat, wird diese Strafe nicht selber tragen müssen. Aber was ist mit denen, die das Angebot nicht angenommen haben oder die noch nie etwas von Jesus gehört haben?

Ich glaube (bzw. möchte glauben!), dass Gott am Ende absolut gerecht urteilen wird und dass er kein Sadist ist, der Menschen ewiger Folter aussetzen wird (selbst eine zeitlich begrenzte Folter wäre aus menschlicher Sicht durch nichts zu rechtfertigen!). Nur solange ich noch keine eindeutige und zufriedenstellende Antwort auf diese Frage habe, hätte ich ein Argumentationsproblem, wenn ich anderen das Evangelium vermitteln müsste.

Artikel anderer Autoren zum Thema Allversöhnung

Beim Thema Allversöhnung scheinen sich die sprichwörtlichen Geister zu scheiden. Um sich selbst einen Überblick zu verschaffen, hier eine kleine Zusammenstellung von Artikeln anderer Autoren „pro“ und „contra“ Allversöhnung:

Pro

Contra

Zitate

„Nicht die Allversöhnungslehre hält die Menschen von der Bekehrung ab, sondern die Unendliche-Verdammungs-Lehre; denn Millionen von Menschen hätten sich doch längst bekehrt, wenn viele Christen ihnen nicht irrtümlicherweise einen völlig unglaubwürdigen und in sich widersprüchlichen Heilsplan Gottes vermittelt hätten.“

„Wenn ich jedoch einen Menschen einlade, dann kann ich ihn nicht gleichzeitig im Falle der Ablehnung mit einer unumkehrbaren Strafe drohen und ihm „die Hölle heiß machen“ für den Fall, dass er nicht kommen will. Denn dadurch erreiche ich u.U. genau das Gegenteil, nämlich Kopfschütteln und Spott. Samuel Keller, der als Evangelist Zigtausende Seelsorgegespräche führte und über alles genau Buch führte, berichtet von weit über tausend Menschen, die zu ihm sagten, sie würden die Bibel und das Evangelium kennen, aber sie wollten mit solch einem Gott nichts zu tun haben.“

„Wie können der Himmel und die Hölle zusammen koexistieren? Wie kann irgendein geistig zurechnungsfähiger und liebender Mensch glücklich sein, wenn er weiß, dass Millionen von Menschen, ob unschuldig oder nicht, auf ewig gefoltert werden? Dieser Himmel wäre ein Ort ohne Erbarmen, ein Asyl für Psychopathen. Wie könnte dieser Himmel überhaupt irgendwie gut sein?“

„Wenn selbst wir, die wir böse sind, solch eine Grausamkeit selbst noch nicht einmal unserem ärgsten Feind wünschen würden, wie können dann Gläubige dem vollkommensten Wesen überhaupt eine solch bestialische und grauenvolle Bestrafung zutrauen?“

Simon Poppe in: Stellungnahme zu den Argumenten von Dr. Lothar Gassmann

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