Geht hin in alle Welt…

Geht hin in alle Welt…

Als Christen und Nachfolgern Jesu gilt der Sendungsauftrag auch uns heute. Wie kann das gelingen?

Freitag, 1. November 2019

Im Hauskreis hatten wir gestern ein gleichsam spannendes wie herausforderndes Thema: Den Missionsbefehl Jesu an seine Jünger:

So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.

Matthäus 28,19-20 (Schlachter 2000) –

Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden [d.h. in Gottes Gericht schuldig gesprochen werden]. Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.

Markus 16,15-18 (Schlachter 2000) –

Als es nun an jenem Tag, dem ersten der Woche, Abend geworden war und die Türen verschlossen waren an dem Ort, wo sich die Jünger versammelt hatten, aus Furcht vor den Juden, da kam Jesus und trat in ihre Mitte und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Johannes 20,19-21 (Schlachter 2000) –

Schon während seines Wirkens auf der Erde hatte Jesus seine Jünger nach einer mehrjährigen Schulung zu den Menschen in Israel geschickt, um ihnen die Botschaft vom Reich Gottes zu bringen und in Jesu Namen Wunder zu tun (Matthäus 10,1ff; Markus 3,7-13; Lukas 9,1-6). Als Jesus seinen Jüngern nach seiner Auferstehung nochmals erschien, gab er ihnen den in obigen Versen zitierten Missionsbefehl. Er gebot ihnen aber, damit noch zu warten, bis sie die „Kraft aus der Höhe“ empfangen hätten (Lukas 24,49; Apg. 1,4-5), denn ohne die Taufe im Heiligen Geist wären sie nicht in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen. In der Apostelgeschichte ist dann nachzulesen, dass sich die Jünger, die sich anfangs aus Angst vor den anderen Juden in ihrem „Obergemach“ verbarrikadiert hatten, erst nachdem sie beim Pfingstereignis (Apg. 2,1ff) von der durch Jesus angekündigten „Kraft aus der Höhe“ (also den Heiligen Geist) erfüllt worden waren, furchtlos zu den Menschen der damaligen antiken Welt rund um das Mittelmeer gehen konnten, ihnen das Evangelium predigten, sie tauften und dabei von zahlreichen Zeichen und Wundern (Heilungen, Dämonenaustreibungen usw.) begleitet wurden. Letzteres ist natürlich immer sehr spektakulär und es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass das in einem nicht unerheblichen Maß dazu beigetragen hat, die Menschen für diesen damals neuen Glauben zu begeistern. Denn „quatschen“ kann schließlich jeder, „machen“ tun dagegen die wenigsten…

Als wiedergeborenen Christen und Nachfolgern Jesu gilt dieser Sendungsauftrag auch uns heute. Noch ganz unter dem Eindruck der „Männerkonferenz“ des „Glaubenszentrum Bad Gandersheim“ stehend, berichtete uns unser Pastor Rainer beim Hauskreis von einem Vortrag des evangelischen Theologen Florian Bärtsch aus der Schweiz über diesen Sendungsauftrag Jesu, und wie er auch heute noch umgesetzt und gelebt werden kann. Bärtsch bietet dazu Schulungen an, die nicht beim theoretischen Teil stehenbleiben, sondern auch aus praktischen „Feldübungen“ bestehen, wo die Leute dann z.B. rausgehen auf die Straße und Menschen im Namen Jesu Heilung zusprechen. Bärtsch berichtete dabei von spontanen Heilungen, die in unseren Ohren ganz und gar erstaunlich klingen: Amputierte Gliedmaßen und Augäpfel wuchsen nach, Querschnittsgelähmte standen aus ihren Rollstühlen auf, usw. Und es waren keine besonderen Menschen, die dies vollbrachten, sondern zum Teil Menschen, die gerade erst zum Glauben gekommen waren und getauft worden waren, und die dann nach einer entsprechenden Vorbereitung in der Vollmacht Jesu Christi handelten. Bärtsch bietet diese Schulungen auch online auf seiner Website besent.ch (= engl. für „sei gesendet“) an.

Rainer schwebt vor, so etwas auch in unserer Gemeinde im Rahmen des Hauskreises umzusetzen. Wir müssten weg von einer „Komm-“ hin zu einer „Geh-Kultur“, d.h. nicht nur Menschen zu uns in die Gemeinde oder in den Gottesdienst einladen, sondern auch aktiv auf sie zugehen. Allein schon bei dem Gedanken daran, hier am eigenen Wohnort Leute auf der Straße anzusprechen und zu fragen, ob man für sie beten darf, wurde mir dann allerdings etwas „anders“. Einerseits fände ich es natürlich total cool, wenn es auch hierzulande und vor allem hier vor Ort endlich einmal eine „geistliche Erweckung“ gäbe, bei der die Liebe Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes voll sichtbar wird (das wünsche ich mir ja auch für mich selbst); andererseits sehe ich aber auch wieder meine „Menschenfurcht“, die zig Gründe (er-)findet, warum das keine so gute Idee wäre: Während ich mich bei der Straßenaktion in München-Laim noch nicht sehr „weit aus dem Fenster gelehnt“ hatte, da wir dort ja nur Flyer für einen Glaubenskurs an Menschen verteilten, die ich danach nie wiedersehen würde, müssten wir hier Menschen an unserem eigenen Wohnort direkt auf Jesus ansprechen und für sie beten. Und was ist, wenn es dann nicht „funktioniert“? Würden wir uns dann nicht blamieren und – noch schlimmer – der Sache, also Gottes „froher Botschaft“ – mehr schaden als nützen? Bin ich überhaupt schon „soweit“? Sollte ich nicht erst einmal solche Wunder live bei anderen miterlebt haben, um meinen eigenen Glauben daran, der ja sehr wichtig zu sein scheint, zu stärken? Oder: Wie glaubwürdig ist es, anderen Menschen Heilung im Namen Jesu zusprechen, wenn man selbst an den diversesten „Zipperlein“ leidet, die trotz zahlreicher Gebete nicht verschwinden? Und so weiter…

Andererseits: Wir sind dabei ja nicht auf uns gestellt – ganz im Gegenteil: Ohne die Kraft des Heiligen Geistes geht da gar nichts! Wie die Jünger vor 2000 Jahren, so sind auch wir auf die „Kraft aus der Höhe“ angewiesen, um unseren Missionsauftrag erfüllen zu können. Wir benötigen also unbedingt die Taufe im Heiligen Geist. Auch Florian Bärtsch weist in seinem knapp 500-seitigen PDF-Buch „Training für Mission“ darauf hin, dass die Erfüllung mit dem Heiligen Geist eine Grundvoraussetzung für den Dienst der Sendung ist (ab Seite 24). Allerdings zitiert er in diesem Zusammenhang auch Johannes 20,22 („Und nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist!“), wobei ich meine, dass hiermit etwas anderes gemeint ist als die Geistestaufe an Pfingsten, nämlich die in Johannes 3 beschriebene geistliche Wiedergeburt, die jedem Christen bei seiner Bekehrung „automatisch“ widerfährt, denn sonst hätten die Jünger ja nicht zu warten brauchen, bis sie drei Wochen später zusätzlich auch noch die „Kraft aus der Höhe“ erhalten hatten.

Also, ich bin ja wirklich gespannt, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Denn ich sehe auch, dass es nichts bringt, immer nur zu theoretisieren. Wahrscheinlich steht uns diese „verkopfte“ Herangehensweise sogar im Weg und verhindert die wirkliche Erweckung.

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