Reinigung und Heiligung
Freitag, 18. Februar 2022
Aktuell geht es im IBL-Newsletter „Geistlich fit“ um das Thema „Reinigung und Heiligung“. Das hat mich an ein etwas mysteriöses Erlebnis vom letzten Jahr erinnert, das ich mir zwar aufgeschrieben, aber bisher nicht als Blog-Artikel veröffentlicht hatte.
Pfingstmontag, 24. Mai 2021
Seit einigen Tagen geht mir ständig ein Lied im Kopf herum, vor allem die Strophen „Reinige mein Herz“ und „Herr, mach mich rein, heilig“. Wo hatte ich das Lied nur gehört? In meinem Musik-Archiv konnte ich es nicht finden. Eine Google-Suche brachte die Lösung: Es kam in der Serie „Bibel-TV Sing Mit!“, die ich aufgenommen hatte. Dort musste ich es wohl vor einiger Zeit mal gehört haben. Aber warum war es jetzt über die Pfingsttage wie ein Ohrwurm in meinem Kopf? Will Gott mir damit etwas mitteilen? Jetzt im Nachhinein glaube ich, dass es so war, denn der Text passte irgendwie zu dem Folgenden:
Heute wollte ich an einem Regal im Schlafzimmer eine Kopfhörer-Halterung anschrauben. Dazu nahm ich ein Regalbrett heraus. Dabei entdeckte ich an der Wand eine großflächige bräunliche Verfärbung. „Was ist denn das?!“, dachte ich, „Das sieht ja aus wie ein Wasserschaden.“ Allerdings verlaufen in dieser Wand keine Rohre, und es ist auch keine Außenwand, die besonders kalt ist, sondern auf der anderen Seite ist das Treppenhaus. Und warum ist der Fleck nur an dieser einen Stelle und nicht woanders? Die Stelle befand sich genau unter dem herausgenommenen Regalbrett neben dem Sessel in meiner „Stille-Zeit-Ecke“, in dem ich jeden Tag sitze, und ist normalerweise nicht zu sehen.
Ich wunderte mich, dass ich diesen großen Fleck noch nie zuvor gesehen hatte. Es war doch nicht das erste Mal, dass ich die Regalbretter herausgenommen hatte. Erst vor wenigen Tagen hatte ich genau dieses Regalbrett schon einmal herausgenommen, um die selbstgebastelte Kopfhörer-Halterung dort provisorisch einzuhängen. Bereits da hätte mir der Fleck doch auffallen müssen! Und dass eine solch großflächige Verunreinigung innerhalb weniger Tage entsteht, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Der Fleck muss sich über Jahre hinweg entwickelt haben. Nur wodurch? Rätselhaft… Ich ließ das auf sich beruhen und räumte das Regal wieder ein.
Dann bekam ich plötzlich den Impuls, meine Wohnung sauberzumachen. Normalerweise mache ich das eher selten, meist wenn ich Besuch erwarte. Das letzte Mal ist etwa einen Monat her, was für mich schon kurz ist. Vor dem Staubsaugen räumte ich den Boden frei, indem ich Stühle, Eimer, Werkbank usw. auf Tische stellte. Dann entdeckte ich an einer Wand in der Diele eine weitere großflächige Verfärbung, und zwar dort, wo immer der Putzeimer steht. Auch dieser Fleck ist mir noch nie zuvor aufgefallen, obwohl ich schon unzählige Male den Putzeimer von dort weggenommen habe. Wie der Fleck im Schlafzimmer, kann auch dieser Fleck eigentlich nicht „über Nacht“ entstanden sein. Und wie im Schlafzimmer, so ist auch die Stelle in der Diele normalerweise nicht zu sehen, da ein Vorhang die Sicht darauf verdeckt.
Ein wenig mysteriös kam mir das Ganze jetzt schon vor: Unabhängig voneinander (zuerst beim Heimwerken, dann beim Saubermachen) entdecke ich heute gleich zwei große Flecken an der Wand. Deren Ausmaße sind fast schon erschreckend groß; umso merkwürdiger ist, dass sie mir bisher nie aufgefallen sind.
Dann kam mir das gestrige Gespräch mit Hanna* wieder in Erinnerung. Dort waren wir auf das Thema „seelische Altlasten“ zu sprechen gekommen: Immer wenn der Heilige Geist eine Sache aufdeckt und bereinigt, kommen neue „Verunreinigungen“ zum Vorschein – das scheint ein lebenslanger Prozess zu sein. Wir verglichen das mit einer Wohnung: Solange dort eine gewisse „Grundverschmutzung“ herrscht, fällt ein bisschen mehr Schmutz und Staub nicht auf, aber nachdem man gründlich saubergemacht oder staubgesaugt hat, sticht einem jedes neue Fitzelchen Dreck oder Staub sofort ins Auge.
Ich dachte: Ist das mit den beiden Flecken vielleicht wieder so eine „Koinzidenz“, durch die Gott mir etwas Bestimmtes zu verstehen geben will? Gott spricht ja oft durch „Koinzidenzen“ zu mir, also durch ein scheinbar zufälliges zeitliches Zusammentreffen mehrerer sinnverbundener Ereignisse – meist in Form von gleichen Bibelversen oder anderen Textstellen. Dass dies auch durch äußere Umstände geschieht, ist allerdings eher selten.
War das nun eine Antwort von Gott? Ich hatte Gott doch die ganze Zeit um die Taufe im Heiligen Geist gebeten. Erst Freitag Abend im Gottesdienst wurde für mich wieder darum gebetet, und in verschiedenen Online-Pfingstkonferenzen und -Gottesdiensten ging es ebenfalls um den Heiligen Geist mit anschließendem Gebet, dass er kommen und uns erfüllen möge. Übers Pfingstwochenende sah bzw. hörte ich weitere Predigten, in denen es um das Thema „Taufe im Heiligen Geist“ ging, und immer wenn dann um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist gebetet wurde, betete ich mit, allerdings habe ich bisher nie etwas davon gemerkt. Ich fragte Gott, warum bei mir nichts passiert, und worauf er denn eigentlich noch wartet…
Angesichts der beiden mysteriösen Flecken an den Wänden fragte ich Gott nun, ob er mir dadurch vielleicht etwas Bestimmtes mitteilen möchte und bekam folgenden Eindruck: „Die Wohnung steht für dein Inneres, deine Seele. So wie du deine Wohnung aufräumst und putzt und dabei Wände mit Verunreinigungen freigelegt hast, so reinigt auch der Heilige Geist deine Seele und legt dabei verunreinigte Stellen frei, die du bisher nicht sehen konntest. Auch wenn du es nicht direkt merkst, ist der Heilige Geist in dir wirksam, indem er dich fortwährend reinigt und heiligt. Das ist ein Prozess und dauert seine Zeit, aber es passiert, wenn du es zulässt.“
Ich überlegte und fragte weiter, warum ausgerechnet diese beiden Stellen in der Wohnung – meine „Stille-Zeit-Ecke“ und die „Putzeimer-Ecke“ betroffen sind. Ist das Zufall, oder hat auch das eine bestimmte Bedeutung? Gibt es dafür Entsprechungen in meiner Seele? Deuten sie auf bestimmte „Baustellen“ hin? Daraufhin kam mir Folgendes in den Sinn:
- Die „Stille-Zeit-Ecke“ steht für meine Beziehung zu Gott. – Es stimmt schon, dass ich den Eindruck habe, ich müsste lernen, besser auf Gottes Reden zu achten; mehr nach innen hören nach einem Gebet zum Beispiel; mich mehr auf ihn einlassen; mich ihm mehr hingeben. In mir ist es oft viel zu „laut“, und wenn mein Geist still werden soll und sich nicht mit Inhalten beschäftigen kann, überkommt mich oft eine starke Müdigkeit. Auch dazu könnte die Wohnung eine Analogie sein: Dort gibt es (zumindest tagsüber) immer irgendwelche Geräusche von Nachbarn, die ich subjektiv als sehr störend empfinde, so dass ich sie meist durch Musik oder das Rauschen der Dunstabzugshaube oder eines Lüfters übertöne, um die externen Störgeräusche nicht wahrnehmen zu müssen. Diese Störgeräusche könnten vielleicht für innere Ängste stehen, die ich durch ständige Gedankenaktivitäten „übertönen“ muss, um sie nicht wahrzunehmen. Oder für alte seelische Verletzungen, die es mir schwer machen, die Kontrolle ganz an Gott abzugeben und mich ganz auf ihn einzulassen oder ihn wahrzunehmen. Hier gibt es also definitiv noch eine „Baustelle“, symbolisiert durch den Fleck an der Wand in meiner „Stille-Zeit-Ecke“.
- Die „Putzeimer-Ecke“ steht für mein Gewissen. – Wie der Putzeimer ein Werkzeug zur Reinigung der Wohnung ist, so ist das Gewissen für die „Seelenhygiene“ zuständig. Das Gewissen ist sozusagen ein „innerer Kompass“, der uns anzeigt, was „gut“ und „schlecht“ ist (d.h. was dem Willen Gottes entspricht oder widerspricht). Gibt es also noch irgendwelche „Blinde Flecke“ bzw. Sünden, die mir noch nicht bewusst sind, die meine Beziehung zu Gott beeinträchtigen? Ich bitte Gott immer wieder auch um eine tiefgreifende Sündenerkenntnis, weil ich meine, dass mir das noch fehlt und dass dies vielleicht der Grund ist, dass mir z.B. die richtige Dankbarkeit und die daraus resultierende Freude über meine Errettung fehlt, die ich bei anderen Christen wahrnehme. Man hört ja immer wieder Berichte darüber, wie Menschen auf die Knie fallen und Gott um Vergebung bitten, wenn ihnen der Heilige Geist Sündenerkenntnis gibt und sie sich dann plötzlich ihrer absoluten Verlorenheit vor Gott bewusst werden, und dann, nachdem sie Gott weinend um Vergebung baten, plötzlich einen tiefen Frieden und eine große Freude spürten, weil sie wussten, dass ihnen vergeben war und dass sie von einer großen Last befreit wurden. Bei mir war das nie so emotional und spürbar, sondern lediglich eine mehr oder weniger rationale Angelegenheit: Mein Gewissen sagte mir, dass dies oder das nicht dem Willen Gottes entspricht; ich bat dafür um Vergebung, nahm diese im Glauben an und wendete mich von den betreffenden Dingen ab, die ich als falsch vor Gott erkannt hatte. Schuldbewusstsein war allerdings nicht der Grund für meine „Bekehrung“ damals gewesen, sondern lediglich eine „Sehnsucht nach Gott“, und ich frage mich ständig, ob das ausreicht, oder ob mir nicht doch noch etwas Wesentliches fehlt – eben die richtige Sündenerkenntnis und die Betroffenheit darüber…
Wie auch immer – letztlich kann ich nichts weiter tun, als weiter auf die Führung durch den Heiligen Geist zu vertrauen.
Reinige mein Herz!
Mach mich rein wie Gold
In deinem Feuer!
Reinige mein Herz!
Mach mich rein wie Gold, pures Gold!
Feuer des Herrn,
Danach verlangt mein Herz.
Mach mich rein, heilig!
Dir allein will ich dienen.
Herr, mach mich rein, heilig!
Dir allein will ich dienen, mein Meister,
Und deinen Willen tun.
Reinige mein Herz!
Nimm, was mich trennt von dir
Und mach mich heilig!
Reinige mein Herz!
Nimm, was mich trennt von dir,
tief in mir.
Nachtrag vom 27.05.2021 (3 Tage später)
Fun Fact: Das „Ohrwurm-Lied“ mit dem Refrain „Reinige mein Herz“ enthält mehrere auffällige Parallelen zu einem anderen Lied, das wir letztes Mal (am 18.05.2021) im Hauskreis gesungen haben, das ich zuvor nicht kannte. Weil mich dessen Text so ansprach, hatte ich es mir ausgedruckt und als „Gebet“ ausgeschnitten:
Beide Lieder enthalten dieselben drei Formulierungen: „tief in mir“, „mein Herz“ und „Feuer/Flamme“ (im Bild oben farblich hervorgehoben). Außerdem handeln beide Lieder von einem Verlangen bzw. einer Sehnsucht. Kann das noch Zufall sein…? (Rethorische Frage… ;-))
Nachtrag vom 18.02.2022 (9 Monate später)
Gleich am nächsten Wochenende, nachdem mir die beiden großen Flecken aufgefallen waren, hatte ich die Wand an den betroffenen Stellen mit Schimmelreiniger behandelt und mit weißer Anti-Schimmel-Farbe gestrichen. Seither sind die Wände wieder weiß wie Schnee, und so ist es auch bis heute geblieben. Woher die Flecken damals so plötzlich kamen, kann ich mir zumindest aus physikalischer Sicht nicht wirklich schlüssig erklären. Also ein Wunder…?
- Hinweis: Name aus Datenschutzgründen geändert.