Die Kosten der Jüngerschaft
Sonntag, 2. Mai 2021
Eine „Koinzidenz“ zu Lukas 14,31
Als ich damit begann, mich regelmäßiger mit der Bibel zu befassen, fiel mir auf, dass Gott „Sein Wort“ anscheinend gerne dazu benutzt, um mir Zeichen und konkrete Antworten auf Fragen zu geben. Zum Übersichtsartikel…
Samstag, 1. Mai 2021
Oder welcher König, der auszieht, um sich mit einem anderen König in Krieg einzulassen, setzt sich nicht vorher hin und ratschlagt, ob er imstande ist, dem mit zehntausend entgegenzutreten, der gegen ihn mit zwanzigtausend anrückt?
– Lukas 14,31 –
Dieser Bibelvers begegnet mir heute zweimal unabhängig voneinander im Abstand von ca. 2 Stunden:
1.) Um ca. 8:30 Uhr: Mein Handy-Kalender zeigt an, dass heute um 21 Uhr wieder eine Folge der Sendung „Laudate omnes gentes“ mit Taizé-Liedern auf ERF Plus kommt, die ich aufnehmen will. Ich öffne die ERF-Plus-Website und sehe dort im Programm, dass davor, um 20 Uhr, eine Folge der Sendung „ERF Plus spezial“ kommt zum Thema „Wenn die Freude auf der Strecke bleibt. Wie kann ich erfahren, dass mich Gott tatsächlich liebt?“. Oh, das ist ja genau mein Thema, denke ich, und höre mir die Sendung über die ERF-Plus-App an (dort sehe ich, dass im aktuellen Programm gerade der passende Musiktitel „His Love Is Greater“ läuft). In der Sendung geht es um das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus Lukas 15. Zu Vers 31 („Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein.“) merkte der Kommentator an, dass einige Übersetzungen statt „Kind“ „Sohn“ übersetzen, obwohl es im griechischen Urtext tatsächlich zwei unterschiedliche Wörter sind. Ich schlage in der „Schlachter 2000“ nach, und in der Tat steht dort „Sohn“ statt „Kind“. Das hätte ich jetzt nicht gedacht, da ich die „Schlachter 2000“ für ähnlich urtextnah wie die Elberfelder gehalten hatte… Aus irgend einem rational eigentlich nicht nachvollziehbaren Grund bin ich dann auf die Idee gekommen, mir den Vers 31 im vorhergehenden Kapitel 14 anzusehen. Ich lese ihn, denke mir aber nichts dabei.
2.) Um 10:30 Uhr lese ich wie üblich die „Gedanken zur Tageslosung“. Die heutigen Bibelverse der Tageslosung sind Psalm 9,19 und Lukas 14,21. Ich klicke – was ich sonst fast nie mache – auf den Link zum Bibelvers von Lukas 14,21 und lande auf bibleserver.com, wo mir dieser Vers in der Luther-Übersetzung angezeigt wird. Der Abschnitt ist übertitelt mit „Das große Abendmahl“. Es geht darin um ein Gleichnis Jesu vom Gastmahl, zu dem Leute von der Straße eingeladen werden, weil die ursprünglich Eingeladenen nicht erscheinen. Ich scrolle (wohl etwas zu) schwungvoll weiter nach unten und die Seite bleibt bei Vers 31 stehen. Ich denke: Das kenne ich doch! Genau: Der Bibelvers von vorhin!
Da ich nun zweimal innerhalb von 2 Stunden auf Lukas 14,31 gestoßen (worden?) bin, habe ich den Eindruck, Gott will mir genau diesen Vers zeigen, um mir dadurch etwas Bestimmtes zu sagen. Nur was? Denn irgendwie sagt mir der Vers zunächst nicht viel. Vielleicht will er mir ja auch einfach nur demonstrieren, dass er auch dann durch „Koinzidenzen“ zu mir sprechen kann, wenn ich (wie derzeit) nicht so viel in der Bibel lese? Um mehr über diesen Bibelvers herauszufinden, lese ich mir einige Kommentare zu dieser Stelle durch, und bei der Stamps-Studienbibel macht es dann „Klick“: Der Kommentar zu Lukas 14,28-33 ist nämlich überschrieben mit „Die Kosten der Jüngerschaft“.
Jüngerschaft – das war das Stichwort! Genau dieses Thema beschäftigt mich nämlich derzeit! Erst am vergangenen Sonntag – vor 6 Tagen – hatte ich per WhatsApp an jemanden geschrieben:
Jüngerschaft sollte eigentlich zu den Kernaufgaben einer jeden Gemeinde gehören. Schon etwas seltsam, dass man sich dazu auf die Suche nach speziellen „Jüngerschaftsschulen“ machen muss…
Das gleiche Thema sprach ich auch am vergangenen Montag beim Männerhauskreis unserer Gemeinde an. Ein Teilnehmer meinte, wenn es das in der Gemeinde nicht gibt, dann könnte man ja selbst so etwas starten. Ich frage mich allerdings, wie das funktionieren soll, wenn man selbst noch keine Erfahrung mit Jüngerschaft hat, denn neue Jünger werden ja normalerweise von erfahrenen Jüngern angeleitet.
Am Dienstag postete dann Franz in der Chatgruppe des Männerhauskreises den Hinweis, dass auf Radio Horeb gerade Patrick Knittelfelder zu hören sei. Dieser Name sagte mir nichts. Ich schaltete den Sender ein und hörte mir den Rest des Interviews an. Schien mir ein ganz interessanter Typ zu sein, also googelte ich nach dem Namen und fand eine Seite vom SCM-Verlag mit einem Buch von ihm zum Thema Jüngerschaft! Das Thema scheint mich momentan zu verfolgen… Um mehr darüber zu erfahren und zumindest mal einen theoretischen Einstieg zu finden, bestellte ich mir das Buch „Lifestyle Jüngerschaft“ von Patrick Knittelfelder und dazu das Kleingruppenmaterial für 12 Abende.
Am Donnerstag sprach ich das Thema Jüngerschaft auch in meiner Feedback-Mail an Michael Schott zu seinem 21-tägigen Online-Kurs „Erneuerung des Sinnes“ an, der am vergangenen Sonntag zu Ende gegangen war:
Ich merke nur, wie Gott mir anscheinend in den letzten Tagen das Thema Jüngerschaft „aufs Herz legt“, zumal ich hier selber „Bedarf“ habe: Als (trotz Ü50) noch recht „frischer“ Christ würde ich gern mehr im Glauben wachsen, weiß aber nicht so recht, wie und wo. Klar, man kann Seelsorge in Anspruch nehmen, Seminare besuchen oder sogar eine Bibelschule absolvieren – aber müsste nicht Jüngerschaft eigentlich „Kernaufgabe Nummer 1“ einer jeden Gemeinde sein? Zumindest wenn man Mk 16,15-18 und Mt 28,19-20 ernstnimmt und das als einen Auftrag an die Kirche versteht. So nach dem Motto:
„Es darf in unseren Gemeinden nicht nur um die Frage gehen, wie Erwachsene zum Glauben finden, sondern es muss auch um die Frage gehen, wie Glaubende erwachsen werden.“ (Treffendes Zitat eines Rezensenten bei amazon.de zum Buch „Lifestyle Jüngerschaft“ von Patrick Knittelfelder)
Bisher sehe ich das in den (wenigen) Gemeinden, die ich bisher kennengelernt habe, allerdings nicht. Da gibt es viele Angebote und Aktivitäten, die auch alle ihre Berechtigung haben (Gottesdienste, Lobpreis, soziale Dienste, Workshops, Hauskreise, Freizeiten, …), aber das m.E. zentrale Thema Jüngerschaft wird von allen vernachlässigt, und als Gläubiger muss man sich Angebote außerhalb der Gemeinde suchen. Das ist so m.E. von Jesus nicht gedacht gewesen.
Die beiden Bücher von Patrick Knittelfelder kamen vorgestern (Donnerstag) an. Etwas skeptisch war ich, als ich gelesen habe, dass der Autor Katholik ist. Aber das soll mich jetzt mal nicht davon abhalten, mich darauf einzulassen. Wenn es „Hand und Fuß“ hat, dann könnte ich mir sogar vorstellen, eine solche Kleingruppe zu starten, falls ich den Eindruck habe, dass es auch dem Willen Gottes entspricht. Aber erst mal muss ich mich noch etwas mehr in das Thema einarbeiten.
In diesem Zusammenhang fand ich die heutige „Koinzidenz“ bemerkenswert. Auf zwei unterschiedlichen und zum Teil ziemlich „verschlungenen Wegen“ war ich zu dem Bibelvers Lukas 14,31 geführt worden, der zu dem Abschnitt über die „Kosten der Jüngerschaft“ (Verse 26-33) gehört:
„Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und die Mutter und die Frau und die Kinder und die Brüder und die Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein; und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein. Denn wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht vorher hin und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung hat? Damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und nicht vollenden kann, alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten, und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte nicht vollenden. Oder welcher König, der auszieht, um sich mit einem anderen König in Krieg einzulassen, setzt sich nicht vorher hin und ratschlagt, ob er imstande ist, dem mit zehntausend entgegenzutreten, der gegen ihn mit zwanzigtausend anrückt? Wenn aber nicht, so sendet er, während er noch fern ist, eine Gesandtschaft und bittet um die Friedensbedingungen. So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“
Lukas 14,26-33
Das sind schon ziemlich drastische Worte von Jesus…! Die überspitzte Formulierung „hassen“ soll natürlich nicht heißen, dass man tatsächlich Menschen hassen soll, sondern dass man Jesus mehr lieben soll als andere Menschen. Donald Stamps schreibt dazu in der nach ihm benannten „Stamps-Studienbibel“:
Die Kosten der Jüngerschaft
Jesus lehrt, dass wer immer ihm nachfolgen will, zuerst entscheiden sollte, ob er oder sie bereit ist, die Kosten zu bezahlen. Die Kosten wahrer Jüngerschaft (d.h. der Prozess, ein disziplinierter Nachfolger Christi zu sein, der lernt, ihm ähnlicher zu werden) bestehen in der Willigkeit, alles andere im Leben aufzugeben oder auf die Seite zu legen – Beziehungen, Besitztümer, Positionen, Pläne, Aufstiegsmöglichkeiten usw. (V. 33). Das bedeutet nicht, dass wir alles verwerfen müssen, was wir haben, oder unsere von Gott gegebenen Fähigkeiten und Interessen verneinen, sondern dass alles, was wir haben, an Christus ausgeliefert, seinem Dienst und seiner Führung unterstellt wird (siehe Lk 13,24; Mt 7,14; vgl. Joh 16,33; 2Tim 3,12).
Stamps-Kommentar zu Lukas 14,28-33
Durch die heutige „Koinzidenz“ habe ich den Eindruck, dass Jesus mich nochmal ganz persönlich fragen will: Bist du wirklich bereit, alles für mich aufzugeben? Nun, das ist keine leichte Frage, denn irgendwo bin ich doch schon ziemlich auf materielle Sicherheit bedacht. Andererseits: Wie könnte ich Nein sagen, wenn Jesus mich ruft…? Und nicht zuletzt verspricht Gott in seinem Wort, immer für uns zu sorgen (Mt 6,25-34; Lk 12,22-31).
Nachtrag vom Sonntag, 2. Mai 2021
Dass es Gott wirklich darum geht, dass ich die Kosten der Jüngerschaft bedenken soll, bestätigt er mir heute, einen Tag später, durch eine weitere „Koinzidenz“ zum selben Thema: In seiner heutigen Predigt erwähnte Pastor John Angelina vom GLC, dass – neben C. S. Lewis – Dietrich Bonhoeffer einer seiner „Glaubenshelden“ sei und dass dessen bekanntes Buch „Nachfolge“ in Englisch unter dem Titel „The Cost of Discipleship“ („Die Kosten der Jüngerschaft“) veröffentlicht wurde! – Da war er also wieder, der Wink Gottes…!
Normalerweise hätte ich mir die Predigt heute gar nicht angehört, da ich zu spät aufgestanden war, um den Gottesdienst des GLC „live“ zu verfolgen. Aber irgendwie bekam ich dann beim Mittagessen den Impuls, mir die Predigt nachträglich doch noch auf YouTube anzuhören, was ich normalerweise eigentlich nicht mache, zumal mich der Predigt-Titel „Gefahrenzone Gnade“ auch nicht unbedingt ansprach. Im Nachhinein denke ich, dass das von Gott wohl so gesteuert war, damit diese „Koinzidenz“ zustandekam…
John erzählte weiter, dass es im ersten Kapitel von Bonhoeffers Buch um „billige“ und „teure“ Gnade gehe:
Billige Gnade bedeutet für Bonhoeffer, dass Menschen die Gnade für billig erachten und dadurch nicht verändert werden. Es ist für ihn Bekenntnis ohne Umkehr. […] Es ist für ihn Christsein, ohne das Kreuz zu tragen. […] Billige Gnade bedeutet Christsein ohne wahre Jüngerschaft.
Teure Gnade auf der anderen Seite ist die Gnade, die uns den Preis, den Jesus zahlen musste, bewusst macht, […] die wir nun durch Offenbarung erkennen können und [die] unser Leben transformier[t]. […] Teure Gnade […] führt uns in die Nachfolge. […] Es ist nicht Gesetz, du bist nicht von außen unter Druck gesetzt, du bist von innen bewegt […]
Hmm, ist das bei mir auch so? Habe ich die Gnade wirklich begriffen? Wie schon häufiger gesagt, meine „Motivation“, mich Gott zuzuwenden, war damals ja nicht irgend eine bedrückende Schuld und erfahrene Vergebung und Gnade gewesen, sondern „lediglich“ eine unbestimmte „Sehnsucht nach Gott“. Das ist heute nicht viel anders. Natürlich verstehe ich das Prinzip der Gnade rational, aber habe ich die Gnade auch wirklich erfahren? Bin ich dadurch „transformiert“ worden, wie John sagte? Keine Ahnung! Kann das ein tragfähiges Fundament für wirkliche Nachfolge bzw. Jüngerschaft sein? Ich weiß es nicht!