Irrweg: Bodh I

Irrweg: Bodh I

Eines Tages fand ich in der S-Bahn einen bunten Flyer, in dem auf eine Veranstaltung in München hingewiesen wurde, bei der es um das spirituelle Erwachen ging. Das interessierte mich natürlich…

Hinweis
Auf meiner „spirituellen Suche“ habe ich eine Vielzahl an Methoden ausprobiert, die mich aber letztlich alle nicht zum Ziel geführt haben. Deswegen bezeichne ich sie rückblickend als „Irrwege“. Einer davon ist hier beschrieben.
Zu weiteren Irrwegen siehe hier.

Den Flyer von damals habe ich nicht mehr. Folgende Beschreibung stammt daher aus dem Intenet:

Was ist Bodh I?

In Bodh I wird das Erwachen des eigenen Selbst initiiert und unterstützt. Es ist ein erfahrungsbasierter Prozess zur Harmonisierung von Körper, Geist und Seele, welcher eine spezielle Energieübertragung, genannt „Shakti Pravah“ – beinhaltet. Dieser Prozess geht auf Dadashreeji, einen indischen Lehrer zurück, dessen Wunsch es ist, den Einzelnen auf dem Weg in ein freies und selbstbestimmtes Leben zu unterstützen.

Für wen?

– Menschen, die bereit zur Veränderung sind und sich einen sinnbestimmten Wandel in ihrem Leben wünschen.

– Diejenigen, die tief in sich schon immer wussten, dass es da noch mehr geben muss und die bereit sind, über den „Tellerrand des Verstandes“ hinaus eigene Erfahrungen zu machen.

– Jeden, der das Leben nicht nur durch angelesenes Wissen verstehen will, sondern durch selbst Erlebtes und Gefühltes.

– Alle mit dem Wunsch, ihrem wirklichen Selbst zu begegnen.

Quelle: https://de-de.facebook.com/events/1028336917180520/

Mein Interesse war geweckt, und so meldete ich mich an. Nachfolgend meine damaligen Aufzeichnungen hierzu:

Sonntag, 28. Juni 2015

11:10 Uhr

Ob dieser Tag eine Wende in meinem Leben bringen wird? In knapp zwei Stunden geht es los zum Retreat.

Wieviele Anläufe habe ich bisher schon unternommen, was habe ich schon alles versucht, um endlich meinem SELBST zu begegnen? Dabei heißt es doch, es ist „alles schon da“, wir sehen es „nur“ nicht. „Wie im Wasser stehen und schreien vor Durst“ – frei zitiert nach einem Zen-Sutra:

„Alle Menschen sind im Grunde Buddhas, gleich wie Wasser und Eis: Es gibt kein Eis getrennt vom Wasser, gesondert von den Geschöpfen keine Buddhas. Nicht wissend wie nahe ihnen die Wahrheit, suchen die Geschöpfe sie in der Ferne – welch Jammer! Sie gleichen denen, die im Wasser nach Wasser schrein vor Durst.“ – Hakuin Zenji, auch Hakuin Ekaku (1686-1769)

Quelle: https://mystikaktuell.wordpress.com/2014/03/10/nach-wasser-schreien-vor-durst/

Wird dies wieder nur einer von vielen „Versuchen“ bleiben? Wenn ja, habe ich nicht viel verloren. Ich kann also nur gewinnen.

Vorletzten Donnerstag, den 18.6. fand ich beim Aussteigen aus der S-Bahn in Haar auf dem Nachhauseweg zufällig dieses Faltblatt, übertitelt mit „MaitriBodh“ und dem Untertitel „Erwachen der inneren Kraft“. Vorne war eine Figur in Meditationshaltung abgebildet. Erschien mir suspekt, ich steckte es beim Aussteigen aber trotzdem ein, nicht ohne sicherzustellen, daß mich dabei niemand beobachtet, denn irgendwie war es mir auch etwas peinlich.

Ich schrieb also an die dort angegebene E-Mail-Adresse, um Anmeldeunterlagen anzufordern. Die Organisatorin, Evelyn S., zerstreute zum Glück meine Bedenken, daß es sich um eine Sekte handeln könnte: „Ich kann Dir versichern, daß es sich auf keinen Fall um eine Sekte handelt, wenn es in Sektenrichtung ginge, würde ich ganz bestimmt nicht ehrenamtlich ein solches Seminar organisieren, denn ich bin absolut freiheitsliebend und mit Sekten hab ich gar nichts „am Hut“.“ – Das beruhigte mich erst mal, und ich freute mich auf die Veranstaltung. Tatsächlich dachte ich seitdem sogar an nichts Anderes mehr. Ich freute mich darauf wie ein kleines Kind auf Weihnachten – voller gespannter Erwartung, was einem wohl „beschert“ werden würde.

Denn ich fühle, daß es an der Zeit ist, daß sich in meinem Leben etwas grundlegend ändert. Eine Familie zu gründen, das war nicht mein Ding. Zwar hätte ich mich dem wohl nicht verweigert, wenn es so gekommen wäre, aber es kam nicht so und wäre jetzt mit fast 48 Jahren auch längst zu spät. Stattdessen hatte ich schon als junger Mensch mit 20 Jahren klare Vorstellungen davon, was ich eigentlich wollte. Zu dieser Zeit war ich gerade mit Ausbildung und Fachoberschule fertig und mußte mich nun entscheiden, wie es weitergehen sollte. Studieren oder erst mal eine „Auszeit“ nehmen, um mich zu orientieren? Ich wollte etwas in spiritueller Richtung machen – Geistheilung beispielsweise, ich hatte zu der Zeit gerade das Buch von Harry Edwards gelesen. Erst einmal aber wollte ich Meditation erlernen, worüber ich bisher schon Einiges gelesen hatte. Ich zog also mit knapp 20 nach Köln in die erste eigene Bude – ein 9 m² kleines, möbliertes Dachzimmer – und besuchte Yoga-Wochenenden im Bergischen Land oder entsprechende Kurse in Köln. Dann kam die Tonbandstimmenforschung, und ich wendete mich von dem eigentlichen spirituellen Pfad wieder etwas ab, zumal es mir auch nicht gelungen ist, wie beabsichtigt, Meditation richtig zu erlernen und daraus weitere Erkenntnisse zu gewinnen, die mich weiterführen würden auf dem spirituellen Pfad. Stattdessen hatte ich jetzt meine „Ersatzbeschäftigung“, die ja auch irgendwie „spirituell“ war – jedenfalls äußerlich gesehen. Nur mir selbst nützte sie nicht wirklich etwas. Zwar besuchte ich später, als ich schon beruftstätig war und eine „richtige“ eigene Wohnung hatte, weiter verschiedene Kurse und auch Zen-Sesshins oder Zazen-Abende und -Tage in Köln und Bonn, aber insgesamt erschien mir der Zen-Weg als sehr mühsam ohne jegliches Erfolgserlebnis, und über Jahre hinweg irgend eine Übung zu praktizieren, ohne auch nur den geringsten Erfolg zu sehen, dazu reicht meine Geduld irgendwann nicht mehr, und die Motivation läßt nach.. Auch eine Reiki-Einweihung (1. Grad) brachte nicht den erhofften Erkenntnisgewinn. Dann habe ich eine Zeit lang auch mal verschiedene Satsangs besucht, oder ein Seminar mit Clemens Kuby – letztlich waren das alles aber nur Episoden, die als „abgehakt“ zu den Akten gelegt wurden, weil sie mich nicht weiterbrachten. Ach ja, und den „Kurs in Wundern“ gab es da auch noch, und Diverses Andere, das mir gerade nicht einfällt.

Was suche ich denn eigentlich? Ganz kurz gesagt: Transzendenz. Also eine Erfahrung, daß es da IRGEND etwas gibt, das über mein kleines, begrenztes Ich hinausgeht. Ich suche den Kontakt zum eigenen SELBST, zum GÖTTLICHEN, von dem ich glaube, daß es jedem Menschen oder sogar jedem lebenden Wesen innewohnt, mit dem man sich (wieder-)verbinden kann, und das einen führt auf dem Weg durchs Leben. Schöpft man aus dieser inneren Kraft, kann einen so schnell nichts umhauen. Man geht voller Zuversicht, Vertrauen, Liebe, Weisheit, Güte usw. durchs Leben und strahlt das auch nach außen, zu den anderen Menschen und Wesen, damit die Welt zu einem besseren Ort wird. – Klingt etwas spinnert und abgehoben, ich weiß, aber das ist meine innerste, tiefste Überzeugung. Wir Menschen sind nicht dazu da, uns im Hamsterrad dessen, was wir Leben nennen, totzulaufen, sondern uns weiterzuentwickeln auf seelischer Ebene, LIEBE durch uns hindurchfließen zu lassen und damit alle Wesen, die Erde und das Universum zu „heilen“. Klingt jetzt noch verrückter, und ich (das kleine) sträube mich etwas dagegen, das so aufzuschreiben, aber es entspricht der Wahrheit meiner Seele.

So, und nun sitze ich hier und tippe das, und ich frage mich, ob ausgerechtet dieser nächste Versuch gleich in wenigen Stunden mich diesem Ziel näherbringen wird. Daß es sich um einen Reinfall handeln könnte, oder um eine Sekte, habe ich immer noch im Hinterkopf, und ich habe auch nicht vor, mich auf so etwas einzulassen. Andererseits „glaube“ ich aber auch jetzt einfach mal, daß an der Sache etwas dran ist. Einfach, weil ich es mir so sehr wünsche. Normalerweise bin ich gegen jeglichen Personen- und Guru-Kult, aber wenn – wie es heißt – Dadashreeji tatsächlich eine Inkarnation des Göttlichen ist (was ich zumindest theoretisch für möglich halte), dann könnte ich das akzeptieren. Dann würde es nicht um seine Person gehen, sondern um das, was er repräsentiert. Um die Sache heute abend, wenn ich wieder nach Hause komme, nicht gleich „ad akta“ zu den anderen „Akten“ zu legen, muß sich allerdings etwas für mich Gravierendes, Einschneidendes ergeben. Ich denke da an eine Erfahrung, daß sich in mir etwas ereignet, das mich wirklich davon überzeugt, daß es außer dem Ich noch das (göttliche) ICH bzw. SELBST gibt. Diese Erfahrung habe ich wie gesagt bisher noch nicht machen dürfen, das alles wird bisher schön von meinem kleinen Ich abgeschirmt (oder schirme ich es selbst ab), und wenn Dadashreeji es schaffen sollte, durch seine Energie-Übertragung dafür zu sorgen, daß ich mein wahres SELBST zumindest für einen kurzen Augenblick wahrnehmen kann, dann wäre das für mich schonmal ein großer Schritt und Anlaß genug, die Sache weiterzuverfolgen. Ich würde mir wünschen, daß sich dadurch ein Tor öffnet, durch das ich tatsächlich weitergehen kann auf dem spirituellen Weg. Vielleicht ein Kundalini-Prozeß, wie er in der indischen Yoga-Lehre beschrieben wird – keine Ahnung. Ich denke, wenn ich erst einmal in bewußtem Kontakt zu meinem Selbst gekommen sein werde, daß sich dann alles Weitere – eben VON SELBST – ergeben wird. Ich vertraue da voll auf meine göttliche Führung.

23:40 Uhr

Auch wenn ich auf dem Retreat bzw. bei der Energieübertragung (Shakti Pravah) nicht genau das erlebt habe, was ich mir vielleicht erhofft hatte, hat es mich doch in gewisser Weise beeindruckt. Normalerweise neige ich nämlich nicht zu visuellen Halluzinationen; überhaupt scheine ich ziemlich abgestumpft zu sein, was Energiewahrnehmungen betrifft. Umso erstaunter war ich, als ich während der Energieübertragung die Vision eines tiefblauen Kreises hatte. Nach einer Google-Suche zu Farben der Chakren scheint die von mir gesehene Farbe am ehesten der des Stirnchakra zu entsprechen – also Dunkelviolett bzw. Indigo. Man könnte fast annehmen, daß durch die Energieübertragung das Stirnchakra aktiviert wurde. Außerdem hatten wir uns in der Meditation zuvor auf das „Dritte Auge“ konzentriert. Vielleicht ist dies ein Hinweis, daß ich weiter mit dem „Dritten Auge“ arbeiten sollte. Ich werde mich also mal etwas schlaumachen, was es mit diesem „Dritten Auge“ genau auf sich hat – wozu es gut ist und welche Übungen es dazu gibt…

* * *

Soweit also meine Aufzeichnungen von damals, die ich danach allerdings nicht weitergeführt hatte. Ich war danach für einige Zeit zu regelmäßigen Meditationstreffen und Veranstaltungen von Maitri Bodh gegangen, aber wieder einmal hat sich gezeigt, dass ich für diese Art von Spiritualität wohl einfach nicht empfänglich war. Es tat sich bei mir diesbezüglich einfach nichts. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis ich auch davon wieder abkam.

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