Gott­sucher

Be- und Erkenntnisse eines Spätbekehrten

Irrweg: Tonbandstimmen / Transkommunikation

Sonntag, 1. Februar 2015

Tonbandstimmen sind Stimmen auf Ton- und Datenträgern, die mit dem Ziel aufgenommen werden, Kontakt zu den Seelen Verstorbener oder zu anderen Geistwesen herzustellen. Ein anderer Fachbegriff für diesen Bereich der parapsychologischen Forschung ist Instrumentelle Transkommunikation. Die Tonbandstimmenforschung war Teil meiner Suche nach dem „Transzendenten“, also nach etwas, das mein normales Bewusstsein übersteigt und überdauert. Über 30 Jahre habe ich mich mit diesem „Hobby“ beschäftigt und leider erst viel zu spät gemerkt, dass ich damit auf dem Holzweg war.

Hinweis
Auf meiner „spirituellen Suche“ habe ich eine Vielzahl an Methoden ausprobiert, die mich aber letztlich alle nicht zum Ziel geführt haben. Deswegen bezeichne ich sie rückblickend als „Irrwege“. Einer davon ist hier beschrieben.
Zu weiteren Irrwegen siehe hier.

Oktober 1987 bis Juli 2019

Orientierungs- und Selbstfindungsphase

Im Juli 1987, im Alter von 19 Jahren, zog ich aus dem Elternhaus in einem 10.000-Einwohner-Ort aus nach Köln in ein möbliertes 9-m²-Dachzimmer mit Bad aufm Flur und Warmwasser nur gegen Münzeinwurf, das ich mir mit 165 DM Monatsmiete gerade so leisten konnte. Es war zwar sehr einfach, aber eben meine erste eigene Bude (my home is my castle!). Das halbe Jahr bis zum Beginn des Zivildienstes wollte ich als „Orientierungsphase“ nutzen, um herauszufinden, was ich im Leben wirklich wollte. Sollte ich, wie vorgesehen, Elektrotechnik studieren oder vielleicht etwas ganz anderes machen, etwa im sozialen Bereich? Ich hatte mich seit einiger Zeit schon mit spirituellem Gedankengut beschäftigt und wollte unbedingt Meditation erlernen, um so Kontakt zu meinem „Höheren Selbst“ zu bekommen, das mir dann schon den richtigen Weg weisen würde. So besuchte ich Yoga-Wochenenden im Bergischen Land oder Meditations- und Selbsterfahrungskurse, an denen es in einer Großstadt wie Köln ja nicht mangelte. Zweimal besuchte ich den Autor eines esoterischen Buches, der auch in Köln wohnte. Als ich ihm sagte, dass ich gerne etwas im spirituellen Bereich machen würde, meine Fähigkeiten aber eher im technischen Bereich lägen, brachte er den Begriff „Tonbandstimmenforschung“ ins Spiel. Das sei ein Zweig der parapsychologischen Forschung, bei dem es darum ginge, durch den Kontakt zu den Seelen Verstorbener einen wissenschaftlichen Nachweis dafür zu erbringen, dass das Leben nach dem Tod nicht zuende ist, sondern in einer „geistigen Dimension“ weitergeht. Falls dies gelänge, hätte das ungeahnte positive Auswirkungen auf die Gesellschaft, weil es eine spirituelle Dimension in die Weltanschauung der Menschen hineinbringen würde und jeder dann die Konsequenzen seines Handelns erkennen würde und automatisch ethisch korrekt handeln würde. Das faszinierte mich, denn so konnte ich meine Elektronik-Bastelleidenschaft auf ideale Weise mit meinem Interesse für Spiritualität verbinden und gleichzeitig auch noch etwas Sinnvolles tun…

Aktive Zeit

Ich beschaffte mir also Literatur über Parapsychologie, darunter den damaligen „Klassiker“ zum Thema Tonbandstimmenforschung, das Buch „Sprechfunk mit Verstorbenen“ des Schweden Friedrich Jürgenson, der das Stimmenphänomen 1959 entdeckt, darüber geforscht und seine Ergebnisse und Erfahrungen 1967 publiziert hat. Hinten im Buch war die Adresse eines 1975 gegründeten „Vereins für Tonbandstimmenforschung“ in Düsseldorf angegeben, dem ich Ende 1987 beitrat. Ich nahm an Regionaltreffen und Tagungen teil, tauschte mich mit anderen Forschern aus, probierte verschiedene Einspielmethoden (d.h. technische Methoden zur Aufnahme solcher Stimmen) aus, modifizierte sie und entwickelte sie weiter. Es war eine faszinierende Zeit mit interessanten Begegnungen und Erfahrungen. 1997 wurde ich Teil des Vorstands-Teams und übernahm nach und nach immer mehr zentrale Aufgaben auf ehrenamtlicher Basis: 1997 baute ich die Vereins-Website auf und betreute sie seither in redaktioneller und technischer Hinsicht; ab 2001 war ich für die Redaktion und Erstellung der vierteljährlich erscheinenden Vereinszeitschrift zuständig; ab 2005 übernahm ich auch noch die Mitglieder- bzw. Vereinsverwaltung incl. Beitragseinzug; ab 2010 war ich für die Technik bei den zweimal jährlich stattfindenden Tagungen verantwortlich; außerdem war ich technischer Ansprechpartner für Mitglieder und Interessenten. Privat betrieb ich ab 1997 eine Mailingliste sowie ab ca. 2000 eine Website mit Wiki und Diskussionsforum zum Thema Tonbandstimmen bzw. Instrumentelle Transkommunikation. Meine im Jahr 2000 entwickelte und kostenlos angebotene Software namens „EVPmaker“ zur Durchführung von Tonbandstimmen-Einspielungen mittels Computer fand im Internet eine recht große Verbreitung und war Ausgangspunkt für die Entwicklung sogenannter „Ghostboxen“ bzw. „Spiritboxen“ als Hardware- und Software-Varianten durch andere Forscher. Bei einigen Vereinstagungen hielt ich Vorträge über die Ergebnisse meiner Forschungen zu neuen Einspieltechniken und -konzepten.

Die Wende

Die Tonbandstimmenforschung und meine Arbeit für den Verein war für mich so etwas wie eine selbstgewählte „Lebensaufgabe“ geworden und es war nicht abzusehen, dass sich das jemals ändern würde. Doch Gott hatte wohl andere Pläne für mich, und so hat er es nach geduldigem, leisen „Anklopfen“ schließlich geschafft, dass ich ihm Ende 2018 doch noch meine „Herzenstür“ öffnete. Auslöser dafür war eine „zufällig“ eingeschaltete christliche Radiosendung, in der eine Ex-Esoterikerin von einer für sie sehr berührenden und emotionalen Begegnung mit Jesus erzählte, was ihrem Leben eine 180°-Wende zum Positiven gab. Das weckte eine Sehnsucht in mir, diesen liebenden Gott ebenfalls kennenzulernen, den ich bisher nur aus dem katholischen Religionsunterricht als strengen Richter-Gott kannte. Wenn es – wie es dort hieß – tatsächlich möglich sein sollte, eine persönliche und real erfahrbare Beziehung zu Jesus zu haben, dann wollte ich das auch! So traf ich schließlich die Entscheidung, es mal mit diesem Jesus zu probieren. Was hatte ich denn auch groß zu verlieren? Meine jahrzehntelangen Abstecher in die Gefilde der Esoterik, der fernöstlichen Spiritualität und der Parapsychologie hatte mich auf meiner „Suche nach Gott“ schließlich nicht wirklich weitergebracht. Und damit meiner neuen Beziehung zu Gott nichts im Wege stand, entrümpelte ich mein Leben, indem ich mich radikal von allen „esoterischen“ und „okkulten“ Themen lossagte und Gott dafür um Vergebung bat. Zwischen Weihnachten und Neujahr führte ich in meiner Wohnung eine große „Ausmist-Aktion“ durch, der sämtliche esoterische und „spirituelle“ Literatur und alle damit in Zusammenhang stehenden Gegenstände zum Opfer fielen, darunter auch alles, was mit meinem ehemaligen „Hobby“ Tonbandstimmen zusammenhing: Bücher, Zeitschriften, Korrespondenz, technische Unterlagen, Aktenordner, Forschungsergebnisse, Audiocassetten, CDs, Geräte, Computerdateien… Ich wollte nichts mehr in meiner Wohnung haben, von dem ich glaubte, dass es Gott nicht gefällt.

Loslösung

Es dauerte allerdings noch ein halbes Jahr, bis ich mich innerlich auch vom Verein lösen konnte: Da ich meine Vereinskollegen, mit denen ich jahrelang vertrauensvoll zusammengearbeitet hatte, nicht einfach so im Stich lassen wollte, sagte ich zu, meine Aufgaben noch bis zum Jahresende 2019 weiterzuführen, damit genügend Zeit für eine geordnete Übergabe bleibt. Im Juli sagte ich dann, dass ich am liebsten sofort aufhören würde, ließ mich dann aber doch dazu überreden, bis Ende des Jahres „durchzuhalten“. In der darauffolgenden Nacht konnte ich kein Auge zutun, da mir klar geworden war, dass ich nicht „zwei Herren“ gleichzeitig dienen konnte: Jesus und einer Sache, die eindeutig nicht dem Willen Gottes entspricht. Wenn ich weiter für den Verein tätig wäre, dann wäre mein öffentliches Taufbekenntnis, in dem ich Jesus Christus als meinen alleinigen Herrn bekennen würde, eine Lüge, daher wollte ich das unbedingt noch vor meiner Taufe Ende Juli bereinigen. Also stand ich mitten in der Nacht auf, packte allen Vereinskram (Büromaterial etc.), den ich noch hatte, in einen großen Karton und schickte ihn am nächsten Tag an den ersten Vorsitzenden, zusammen mit einem Brief, in dem ich ihm meine Beweggründe darlegte und gleichzeitig meinen sofortigen Austritt erklärte. Ich wusste, dass dies für den Verein einen „harten Schnitt“ bedeutete, aber für mich gab es da keine Alternative. Durch meine aktive Mitarbeit im Verein hatte ich mit dazu beigetragen, spirituelle „Irrlehren“ zu verbreiten. Rückblickend bin ich auf meine Tätigkeit für den Verein alles andere als stolz, auch wenn ich damals davon überzeugt war, etwas Nützliches zu tun.

Das Tonbandstimmen-Phänomen

Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Phänomen der Tonbandstimmen alles andere als unumstritten. Zwar können auf Tonbandstimmen-Aufnahmen manchmal durchaus verblüffende Resultate in Form von subjektiv gehörten „Antworten“ auf zuvor gestellte Fragen entstehen, die den Eindruck erwecken, als hätte man es bei den Urhebern dieser Stimmen mit intelligenten Wesenheiten zu tun, allerdings sind diese Stimmen i.d.R. alles andere als gut verständlich und können von anderen Personen – wenn überhaupt – meist nur nach vorheriger Kenntnis des genauen Wortlautes nachgehört werden. Der Vergleich mit „akustischer Pareidolie“ (also Selbsttäuschung, ähnlich wie beim Sehen von „Bildern“ in Wolken) liegt daher nahe. Zwar soll es in der Vergangenheit auch einige „Ausnahmeexperimentatoren“ gegeben haben, die ganz erstaunliche Resultate erzielt haben in Form von Stimmen oder Bewegtbildern, die über jeden Zweifel erhaben sind, allerdings sind solche Ergebnisse erstens selten und zweitens nicht überprüfbar und daher ohne praktische Bedeutung für eigene Experimente.

Auch ist der Inhalt solcher Stimmen i.d.R. äußerst trivial und bietet keinen besonderen „geistlichen Nährwert“, zumal niemand prüfen kann, woher oder von wem die Stimmen wirklich stammen. Selbst die Nennung von Fakten, die nur der Experimentator selbst wissen kann oder die sich erst nach Überprüfung als zutreffend herausstellen, sind kein Beweis dafür, dass es sich bei den Urhebern der Stimmen tatsächlich um die behaupteten Wesenheiten (z.B. den angesprochenen verstorbenen Verwandten) handelt, denn theoretisch kann es in einer „unsichtbaren Welt“ genauso Lügner und Betrüger geben wie in der sichtbaren Welt. Selbst „Medien“, also Personen, die angeblich über einen „sechsten Sinn“ verfügen, mit dem sie unsichtbare Realitäten wahrnehmen können, können sich nie sicher sein, womit sie tatsächlich „Kontakt“ haben.

Die Bibel – für Christen das authentische Wort Gottes – ist hier eindeutig: Kontakte zu Verstorbenen und anderen Geistwesen sind unzulässig (5. Mose 18,10-11), und das aus gutem Grund: Die Seelen Verstorbener sind für Lebende nicht mehr erreichbar; die Urheber dieses ganzen „Spuks“ können somit nur der „Gegenspieler“ Gottes und seine „Kumpels“ (Satan und seine Dämonen) sein, die sich „als Engel des Lichts verkleiden“ (2. Korinther 11,14) und alles daransetzen, die Menschen in die Irre zu führen, weg von der eigentlichen Wahrheit, weg vom ewigen Gott, dem Schöpfer des gesamten Universums, der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, bei dem allein die Erfüllung aller unserer tiefsten Sehnsüchte zu finden ist.

Mir ist klar, dass meine geänderten Ansichten in Bezug auf Tonbandstimmen bzw. Instrumentelle Transkommunikation (ITK) bei einigen ehemaligen „Kollegen“ auf Unverständnis oder auch Ablehnung stoßen werden, da ich ja lange in der „ITK-Szene“ aktiv war und dabei auch gegen Skeptiker und „religiöse Spinner“ argumentiert habe, aber vielleicht bringt es ja den einen oder anderen zum Nachdenken und Hinterfragen.

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