Gott­sucher

Be- und Erkenntnisse eines Spätbekehrten

Ist Weihnachten feiern Götzendienst?

Sonntag, 11. Dezember 2022
Evangelistischer Weihnachtseinsatz unserer Gemeinde am 6. Dezember 2022

Derzeit scheint die Frage, ob Weihnachten ein heidnisches Fest ist, hohe Wellen zu schlagen und viele Christen zu verunsichern. Es wird behauptet, dass wer Weihnachten feiert, heidnischen Götzendienst betreibt und somit eine schwere Sünde begeht. Begründet wird das damit, dass am 25. Dezember früher einmal ein römischer Sonnengott angebetet wurde. Ich halte diese vermeintlich frommen Bedenken bezüglich der christlichen Feste für eine Verführung durch den Feind mit dem Ziel, auch noch die letzten verbliebenen Reste christlicher Elemente aus der Gesellschaft zu entfernen. Man könnte es doch auch einfach als einen Siegeszug des Christentums betrachten, dass die heidnischen Feste durch christliche Feste ersetzt wurden. Weihnachten ist zudem eine super Gelegenheit, die Menschen mit der Frohen Botschaft bekanntzumachen (beispielsweise durch Aktionen wie winter2go).

Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.

1.Johannes 4,18

Sonntag, 11. Dezember 2022

Schon toll, was es in YouTube so alles gibt! Auch für Christen eine wahre Fundgrube an Predigten und Bibelauslegungen! Manchmal allerdings auch verwirrend. So zum Beispiel ein Video mit dem harmlos klingenden Titel „Wann ist Jesus wirklich geboren?“. Dessen Autor legt zunächst sehr schlüssig dar, dass die Geburt Jesu nicht am 25. Dezember oder überhaupt im Dezember erfolgt sein kann, sondern bereits drei Monate früher, am Laubhüttenfest im September oder Oktober.

Soweit so gut, nur versteigt er sich dann zu der Behauptung, dass jeder, der Weihnachten am 25. Dezember feiert, heidnischen Götzendienst betreibt und somit eine schwere Sünde begeht. Dies begründet er damit, dass Kaiser Konstantin das Fest von Jesu Geburt auf den 25. Dezember gelegt hat, an dem früher einmal ein römischer Sonnengott angebetet wurde. Was natürlich Unsinn ist, denn nicht auf das exakte Datum kommt es an, sondern auf die Intention, und das ist heute eben nicht mehr die Verehrung einer heidnischen Gottheit, sondern die Feier der Geburt unseres Herrn und Retters Jesus Christus.

Des weiteren behauptet der Autor in dem Video sogar, dass die Heidenvölker (d.h. alle Nichtjuden, zu denen also auch Christen gehören) nach Sacharja 14,16 verpflichtet seien, das Laubhüttenfest zu feiern, andernfalls würden sie von Gott bestraft werden. Auch die anderen Feste des Volkes Israel hätten Christen zu feiern, wie z.B. das Passahfest, welches aber durch das Osterfest „ersetzt“ worden sei…

Einmal abgesehen davon, dass sich die Stelle in Sacharja 14 auf die noch bevorstehende Trübsalszeit bezieht, wo die Gemeinde schon längst entrückt sein wird, spricht aus der gesamten Botschaft des Videos recht deutlich die Stimme des „Durcheinanderbringers“ (anderes Wort für Satan), dessen Ziel es ist, Christen zu verwirren, zu ängstigen und in ihnen Zweifel an der Gnade Gottes zu säen, die Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz ein für alle Mal erkauft hat.

Zweifel zu säen war bereits ganz am Anfang der Menschheitsgeschichte die Strategie des Teufels, als er in Gestalt einer Schlange Eva zuzischte: „Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?“ (1.Mose 3,1) Wie man sieht, sät der Durcheinanderbringer nicht nur Zweifel, sondern als Vater der Lüge (Johannes 8,44) lügt er dabei auch noch, dass sich die Balken biegen: Gott hatte den Menschen natürlich nie geboten, dass sie von keinem Baum im Garten Eden essen dürfen; vielmehr durften sie von allen Bäumen essen außer von einem einzigen.

Ein anderes Beispiel für die Verwirrspielchen des Durcheinanderbringers ist die von den Siebenten-Tags-Adventisten vertretene Behauptung, Christen hätten den Sabbat zu halten, also statt des Sonntags den Samstag als Ruhetag zu begehen; schließlich sei dies sei ja eins der 10 Gebote, die auch für Christen gälten. Das kann einen schon in einen Gewissenskonflikt bringen, denn unsere westliche Gesellschaft ist ja überhaupt nicht auf den Samstag als Ruhetag ausgelegt. In Israel dagegen hat sich das gesamte öffentliche Leben an den Samstag als Ruhetag angepasst, da ist es natürlich leicht, den Sabbat am Samstag zu begehen. Auch bei den Urchristen in der Apostelgeschichte war das noch so; Paulus und die anderen Apostel waren eben Juden. In unserer „westlichen Kultur“ hat sich dagegen nun mal der Sonntag als Ruhetag etabliert, und daran werden wir so schnell auch nichts ändern. Hier „antizyklisch“ leben zu wollen würde einem das Leben nur unnötig erschweren, und das wäre sicher nicht im Sinne Gottes. Mit der Einführung eines wöchentlichen Ruhetages wollte Gott den Menschen sicher kein weiteres Joch aufbürden, sondern ihnen etwas Gutes tun, nachdem sie in der Sklaverei in Ägypten wahrscheinlich jeden Tag schuften mussten. „Der Sabbat wurde um des Menschen willen geschaffen, nicht der Mensch um des Sabbats willen“, hat Jesus gesagt (Markus 2,27). Hier jetzt den Christen ein schlechtes Gewissen einzureden, weil sie einen anderen wöchentlichen Ruhetag als die Juden haben, kommt sicher nicht von Gott, sondern ist eher typisch für den „Verkläger unserer Brüder“ (Offenbarung 12,10).

Die Frohe Botschaft ist: Jesus hat uns frei gemacht! Frei von der Sünde, frei von falscher Anklage, frei vom Buchstaben des Gesetzes, frei für die Liebe zu Gott und zu den Menschen. Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus jeglichen „Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet“ (Kolosser 2,14). Mehr noch (Vers 15): „Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.

Wie kann man nun erkennen, welcher „Geist“ hinter einer bestimmten Lehre steckt? Eigentlich sollte jeder Christ, der durch die geistliche Neugeburt den Heiligen Geist empfangen hat, auch ein Gespür dafür bekommen haben, was dem Geist Gottes entspricht und was nicht. Auch durch das Lesen der Bibel lernt man Gott immer besser kennen und lernt zu unterscheiden, was seinem Wesen entspricht und was nicht. Wann immer aus der eigentlichen „Frohbotschaft“ eine „Drohbotschaft“ gemacht wird, sollten die Alarmglocken schrillen, denn wir haben nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass wir uns abermals fürchten müssten, sondern einen Geist der Kindschaft, durch den wir rufen: „Abba, lieber Vater!“ (frei nach Römer 8,15).

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Nachtrag vom 13.12.2022: Passend zum Thema dieses Beitrags stieß ich gestern auf ein Video, in dem die Frage, ob Weihnachten ein heidnisches Fest ist, noch einmal ausführlich behandelt wird:

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