Gott­sucher

Be- und Erkenntnisse eines Spätbekehrten

Schöpfung in 6 Tagen?

Sonntag, 6. November 2022

Müssen wissenschaftliche Erkenntnisse und archäologische Befunde im Widerspruch zur Bibel stehen?

Sonntag, 6. November 2022

Ganz am Beginn der Bibel wird berichtet, wie Gott das Universum, die Erde und die Lebewesen innerhalb von 6 Tagen erschaffen hat. Anscheinend steht das im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und archäologischen Befunden, wonach das Universum mindestens 13,8 Milliarden Jahre und die Erde 4,6 Milliarden Jahre alt sind und die ersten Menschen bereits seit Millionen von Jahren die Erde bevölkern.

Wie bekommt man nun beides unter einen Hut? Für jemanden, der nicht an Gott glaubt, ist die Sache klar: Die Bibel enthält lediglich menschengemachte Erzählungen und ist somit nicht ernstzunehmen. Doch wer die Bibel als das authentische und wahre Wort Gottes versteht, kann sie nicht einfach als Mythensammlung abtun und muss zu anderen Erklärungen kommen. Einige sagen dann, das mit den 6 Tagen dürfe man nicht wörtlich verstehen, vielmehr handele es sich um große Zeiträume, die durchaus mehrere Millionen oder Milliarden Jahre umfassen können. Andere verstehen die Schöpfungstage als tatsächliche 24-Stunden-Tage [1], und das Alter des Erde betrage etwa 6000 Jahre. Man erkennt schon das Dilemma: Entweder sagt man, dass Gottes Wort nicht stimmt, oder es gibt eine unüberbrückbare Kluft zwischen göttlicher Wahrheit und menschlicher Erkenntnis. Beides ist unbefriedigend.

Auch zur Entstehung der Arten und des Menschen gibt es unterschiedliche Erklärungsversuche. Für Anhänger der Darwinschen Evolutionstheorie ist klar, dass alle Arten und auch der Mensch durch Mutation (zufällige Veränderungen des Erbmaterials) und Selektion (es überleben und vermehren sich nur die bestangepassten Individuen) zu dem wurde, was er heute ist. Um das mit der Bibel in Einklang zu bringen, entstand unter anderem die Theorie vom „Intelligenten Design“, d.h. ein intelligenter Schöpfer hat zu Beginn die groben „Baupläne“ und die Startbedingungen festgelegt und dann der Natur ihren Lauf gelassen. Andere verstehen die Bibel wiederum wörtlich und sagen, die Tier- und Pflanzenarten und der Mensch wurden an jeweils einem 24-Stunden-Tag von Gott geschaffen; es gebe keine „Makroevolution“, bei der ganz neue Arten entstehen, sondern nur „Mikroevolution“, bei der sich bestehende Arten an ihre jeweilige Umwelt anpassen (wie z.B. bei den „Darwinfinken“, die sich hauptsächlich durch ihre Schnabelform voneinander unterscheiden). Auch hier gibt es das Dilemma: Entweder lügt die Bibel (und somit Gott), oder man hat ein Erklärungsproblem.

Gibt es nicht eine Theorie, die Beides – Bibel und Wissenschaft – „unter einen Hut“ bringen könnte? Ja, warum denn nicht? Man muss doch nur die Perspektive ein wenig verändern und sich gedanklich in eine „Metaposition“ begeben: Wenn man davon ausgeht, dass Gott als „der Ewige“ außerhalb von Raum und Zeit steht, dann könnte er das raumzeitliche Universum ja zuerst in allen Details – und zwar inklusive einer Jahrmilliarden alten Vergangenheit – entworfen und dann „instantan“ („durch sein Wort“) ins Leben gerufen haben. Aus unserer Sicht sieht es dann so aus, als ob wir in einem Universum mit einer 13,8 Milliarden Jahre alten Vergangenheit leben, doch in Wirklichkeit besteht es erst seit kurzem. Man könnte das vielleicht mit einer virtuellen Welt im Computer vergleichen, die zuerst in Form von Software entworfen wird und dann mit einem „Start“-Befehl auf einer Hardware ausgeführt wird. Aus Sicht der simulierten Lebewesen existiert diese virtuelle Welt dann schon seit Urzeiten…

Und wie ist das nun mit der Evolution? Könnte es nicht sein, dass auch die „zufälligen“ Mutationen beim Evolutionsprozess in Wirklichkeit Gottes absichtsvolles Handeln darstellen? Schließlich gibt es bei Gott ja keine Zufälle; sämtliche Prozesse im Universum unterstehen seiner Kontrolle:

Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der HERR will.

Sprüche 16,33

Das, was uns aus menschlicher Sicht als Zufall erscheint, ist also von Gott gesteuert. Auch persönlich erlebe ich das Reden Gottes oft in Form von „Koinzidenzen“, die man einzeln für sich genommen als Zufall deuten und geflissentlich ignorieren könnte. Zusammengenommen gehen diese Ereignisse jedoch weit über bloßen Zufall hinaus. Ebenso könnte es in der Natur sein: Jede einzelne Mutation erscheint uns wie ein Zufall; es werden keine Naturgesetze verletzt. In der Summe erkennt man dahinter aber eine Richtung, ein Ziel und eine Absicht. Ich denke, dass Gott die Prozesse auf der Erde bzw. im materiellen Universum normalerweise so steuert, dass keines seiner Naturgesetze verletzt wird, indem sein Handeln innerhalb der Zufallswahrscheinlichkeit bleibt und somit „unter dem Radar“ der Wissenschaft. (Mit Hilfe von statistischen Methoden könnte man das vielleicht erkennen.) Wenn er in Ausnahmefällen trotzdem mal unter Umgehung seiner Naturgesetze direkt „eingreift“ (was er als außerhalb von Raum und Zeit stehender Schöpfer ja nach Belieben tun kann), dann erscheint uns dieses „übernatürliche“ Eingreifen Gottes wie ein „Wunder“…


Anmerkungen:

[1] Dass es sich bei den Schöpfungstagen um tatsächliche 24-Stunden-Tage handelt, wird unter anderem damit begründet, dass jeder einzelne Schöpfungstag durch den „Abend“ und den „Morgen“ definiert ist. Allerdings werden die Sonne und andere Himmelskörper, die „als Zeichen dienen und zur Bestimmung der Zeiten und der Tage und Jahre“ (1. Mose 1,14) erst am vierten Tag geschaffen. [Zurück]

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